Schwächen wurden sichtbar
Mit der Insolvenz von Lehman Bro-thers traten die Schwächen des Regulierungsrahmens für den Finanzsektor deutlich zutage. Damit das Grundprinzip der Marktwirtschaft – dass Unternehmen aus dem Markt ausscheiden können, ohne dass der gesamte Markt gestört wird – auch im Finanzsektor wirken kann, bedarf es regulatorischer Vorkehrungen. Diese gab es zum damaligen Zeitpunkt nicht. Die Krise verdeutlichte zudem, dass der Finanzmarkt, der von seinen Funktionen her grundsätzlich international aufgestellt ist, rein national nicht angemessen reguliert werden kann. Aber auch ganz grundsätzliche Mängel, wie zu wenig Transparenz und zu wenig Eigenkapital, wurden sichtbar.
Die Reaktionen
Die wichtigste Lektion daraus war, dass die Ära des Nationalismus in der Regulierung der Finanzmärkte zu Ende ist. Die Entscheidungen der G20 im Jahr 2009 und die nachfolgenden Arbeiten des Financial Stability Board und des Baseler Ausschusses sind diesbezüglich wegweisend. Folgende Zahlen verdeutlichen dies in beeindruckender Weise: Der Baseler Ausschuss hat in den zehn Jahren seit dem Beginn der Finanzmarktkrise (7/2008 – 7/2018) 49 neue Standards mit Vorgaben zur Bankenregulierung veröffentlicht. Zum Vergleich: In den 40 Jahren davor (7/1968 – 7/2008) wurden insgesamt nur 21 Standards veröffentlicht. Im Euro-Raum ist man zudem noch einen Schritt weiter gegangen und hat mit der Bankenunion einen einheitlichen Aufsichts- und Abwicklungsmechanismus geschaffen.
Das Ergebnis
Die Finanzmarktregulierung von heute ist kaum mehr vergleichbar mit der Zeit vor zehn Jahren. Die Banken – insbesondere auch die deutschen – sind deutlich stabiler. Die politisch vorgegebenen Hausaufgaben wurden erledigt. Die Banken sind besser kapitalisiert, haben das Risikomanagement verstärkt und die Liquiditätsvorsorge verbessert. Aber auch der Rahmen, in dem Banken agieren, wurde vor dem Hintergrund der Erfahrungen vollständig erneuert. So gibt es heute neben einer einheitlichen europäischen Aufsicht, die über deutlich mehr Eingriffsbefugnisse verfügt, neue Gremien (den Europäischen Ausschuss für Systemrisiken und den Finanzstabilitätsrat), die die Risiken im Finanzsystem bereits frühzeitig erkennen sollen. Dabei wird durch regelmäßige Stresstests die Stabilität der Banken in Extremszenarien geprüft. Sollten diese zahlreichen Sicherungsstufen einmal nicht ausreichend sein, verfügen Banken heutzutage über Sanierungs- wie auch Abwicklungspläne, die dabei helfen sollen, die Stabilität des gesamten Finanzmarktes trotz Schieflage eines Instituts zu erhalten.
Position des Bankenverbandes
Die Lehren aus der Krise sind gezogen, die neuen Regeln mit Milliardenaufwand von den Banken umgesetzt. Die Risiken etwa bei faulen Krediten müssen weiter reduziert und mögliche neue Krisenursachen, wie z. B. hohe Staatsschulden, beobachtet werden.