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Kreditvergabe und Finanzierungsbedingungen im ersten Quartal 2020

02.06.2020Artikel
Dr. Hendrik Hartenstein
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Finanzierungsbedingungen im ersten Quartal 2020

In der regelmäßigen Umfrage zum Kreditgeschäft der Banken (Bank Lending Survey, BLS) wird unter den Banken der Euro-Zone die Veränderung der internen Kriterien für die Gewährung von Krediten (Kreditrichtlinien) abgefragt. In der Umfrage vom April schlagen sich die realwirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und die Unsicherheiten bezüglich künftiger Entwicklungen europaweit im BLS nieder. Das betrifft sowohl die Kreditangebotspolitik der Banken als auch die Kreditnachfrage der Unternehmen. 

Konkret zeigen die Ergebnisse des BLS drastische Auswirkungen auf die Kreditstandards: Die Banken in Deutschland gaben an, ihre Kreditrichtlinien in der Unternehmensfinanzierung deutlich verschärft haben (Nettoanteil von +13%). Hiervon sind vor allem Kredite an Großunternehmen betroffen, bei der Kreditvergabe an KMU fällt die Anpassung der Kreditrichtlinien mit netto 7% weniger stark aus. Treiber waren laut BLS die Eigenkapitalkosten der Banken sowie die Konjunkturaussichten und Kreditwürdigkeit der Kunden. Somit ist auch weiterhin von restriktiveren Kreditrichtlinien auszugehen. Zudem berichten die Banken von einer im Vergleich zum Vorquartal schlechteren Refinanzierungssituation.

Gleichzeitig verschärften die Institute bei der Gewährung von Krediten für alle Unternehmenskategorien die mit den Kunden individuell zu treffenden Kreditbedingungen. 

Gleichwohl hat die Kreditnachfrage in allen Unternehmenskategorien kräftig zugelegt; hierunter fällt insbesondere die Nachfrage der Unternehmen nach Liquiditätskrediten auf. Für die kommenden drei Monate erwarten die deutschen Banken einen noch kräftigeren Anstieg der Nachfrage nach Unternehmenskrediten, insbesondere von KMU und für kurzfristige Laufzeiten. 

Kreditvergabe im ersten Quartal 2020

Zum Ende des ersten Quartals 2020 ist das Volumen der ausgereichten Unternehmenskredite im Vorjahresvergleich erneut um 4,9 % gestiegen. Unternehmen nahmen insb. im März in großem Umfang Kreditlinien und neue Kredite in Anspruch, um fehlende Ein-nahmen auszugleichen und künftigen Liquiditätsengpässen vorzubeugen. Der zusätzliche Kreditbedarf der Unternehmen stieg vor allem für die kurze Frist, hier wächst das Kreditvolumen im Vorquartalsvergleich überproportional stark. Langfristige Ausleihungen sind gegenüber dem letzten Quartal hingegen nur langsam gestiegen. Hierbei kommt auch zum Ausdruck, dass die Banken mit Beginn der Pandemie im März bereits angekündigte aber noch nicht beschlossene Hilfskredite mit Überbrückungskrediten vorfinanziert haben. In erster Linie hatten die Unternehmen im März hohe Finanzierungsbedarfe für Lagerhaltung und Betriebsmittel. 

An der Entwicklung im Quartalsvergleich zeigt sich die tragende Bedeutung der privaten Banken: Sie schultern den größten Anteil des zusätzlichen, im Vergleich zum Vorquartal gestiegenen Kreditvolumens und decken damit im wesentlichen Maße den vermehrten Liquiditätsbedarf der Unternehmen. Dabei stützen erneut die Auslandsbanken die Kreditfinanzierung und weiten im Quartalsvergleich ihre Kreditvolumina deutlich aus. Auch in der Krise sind sie ein verlässlicher Partner für die Finanzierung der deutschen Wirtschaft.