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Neue Rekordwerte: Ex- und Importe legen 2021 zu

24.03.2022Artikel
Julia Topar
Dr. Henrik Meyer
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Ungeachtet der bis heute anhaltenden Lieferkettenprobleme hat der deutsche Außenhandel im vergangenen Jahr neue Rekorde erzielt: 2021 haben deutsche Unternehmen Waren im Wert von 1.375,5 Milliarden Euro exportiert und im Wert von 1.202,2 Milliarden Euro importiert. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Anstieg um 14 Prozent bei den Ausfuhren und um 17,1 Prozent bei den Einfuhren.

USA und China

Wie schon 2020 waren die USA der größte Abnehmer deutscher Exportunternehmen: Die Ausfuhren dorthin stiegen im Vorjahresvergleich um 18,0 Prozent auf 122,1 Milliarden Euro, China und Frankreich belegen die Plätze 2 und 3. Bei den Importen sieht es anders aus: Eingekauft wurden mit großem Abstand die meisten Waren aus China, die Einfuhren aus der Volksrepublik stiegen um mehr als ein Fünftel. Auf den Rängen zwei und drei folgen die Niederlande und die Vereinigten Staaten. Maschinen und Autos sind nach wie vor Deutschlands wichtigste Exportgüter.

Gründe für den Exportboom

Dass die Aus- und Einfuhrzahlen so deutlich gestiegen sind, hat mehrere Gründe. Zum einen sind die Rekordzahlen auf den Aufholeffekt nach dem Corona-Einbruch 2020 zurückzuführen; dass die Wirtschaft im vergangenen Jahr wieder in die Gänge gekommen ist, und zwar weltweit, drückt sich natürlich auch in einem Wachstum der internationalen Güterströme aus. Die Welthandelsorganisation geht derzeit davon aus, dass es beim Welthandel 2021 einen Zuwachs von 8 Prozent gegeben hat – der Rückschlag aus dem Vorjahr wäre damit mehr als wettgemacht. Auch der deutsche Außenhandel liege nun wieder auf dem Wachstumstrend der Zeit vor der Krise, so die Einschätzung von Ökonomen des Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW).

Zum anderen haben die deutschen Unternehmen nach Expertenmeinung erneut unter Beweis gestellt, dass sie nicht nur produktiv sind und Waren herstellen, die weltweit gefragt sind, sondern auch, dass sie mit Widrigkeiten umgehen können. Auf die Lieferketten- und Transportprobleme hätten sie flexibel reagiert und Warenlieferungen beispielsweise vom Schiff auf Flugzeuge und Züge verlagert. Ohne die Lieferengpässe wären die Zahlen allerdings noch besser ausgefallen. 

Steigende Preise

Und noch ein dritter Grund muss berücksichtigt werden: Zu einem nicht unerheblichen Teil sind die Rekordzahlen den auf der ganzen Welt steigenden Preisen geschuldet. Der Anstieg der in Euro berechneten Exporte um 14 Prozent relativiert sich etwas, wenn man die Exportpreise, die vergangenes Jahr um 5,6 Prozent zugelegt haben, gegenrechnet. Das nominale Plus bei den Einfuhren um 17,1 Prozent ging sogar mit einem Anstieg der Importpreise um 13,5 Prozent einher. Vor allem das viel teurer gewordene Öl und Gas fiel dabei ins Gewicht. 

Wie sehen die Prognosen für dieses Jahr aus? Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine hat alle Aussichten für die Weltwirtschaft verdüstert, ohne dass schon klar wäre, was dies im Einzelnen für den deutschen Außenhandel bedeutet. Schon vor dem russischen Einmarsch hatten Vertreter der Wirtschaft aber zu bedenken gegeben, dass die Störungen bei den globalen Lieferketten sowie die hohen Logistikkosten noch immer den Außenhandel belasteten und die Produktion beeinträchtigten. Eine kurzfristige Besserung der Probleme sei nicht in Sicht. Das RWI – Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung hingegen war zu diesem Zeitpunkt noch davon ausgegangen, dass sich die Liefer- und Kapazitätsengpässe in diesem Jahr schrittweise auflösen werden und die vielen noch unbearbeiteten Aufträge der Industrieunternehmen abgearbeitet werden können.