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Studie: Der Staat sollte grüner einkaufen

31.01.2022Artikel
Dr. Henrik Meyer
Julia Topar
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Regierungen auf der ganzen Welt könnten etwa 15 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen einsparen, wenn sie auf eine umweltfreundliche Beschaffung umstellen würden. Zu diesem Ergebnis kommen das Weltwirtschaftsforum (WEF) und die Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) in einer Studie. Hintergrund: Jahr für Jahr beschafft die öffentliche Hand (auch in Deutschland) im großen Stil Waren und Dienstleistungen, die einen beträchtlichen CO₂-Fußabdruck hinterlassen – angefangen mit Rüstungsgütern aus Stahl über öffentliche Gebäude aus Beton bis hin zu Linienbussen, die mit Diesel fahren. 

Insgesamt würden Nationalstaaten, Länder und Kommunen jährlich mehrere Billionen Euro für die Beschaffung ausgeben, was etwa 13 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung entspricht. Zu den Lieferanten zählen auch Branchen wie die Entsorgungswirtschaft oder die Rüstungsindustrie, die besonders abhängig von öffentlichen Aufträgen sind. Dies bedeutet: Gerade auf Unternehmen aus diesen Bereichen hätte der Staat Einfluss, um auf eine klimaverträglichere Produktion zu drängen.

Kosten wären höher

Allerdings wäre dies mit Kosten verbunden, so die Autoren der Studie. Gerade wenn es um Kraftstoffe oder Materialien wie Stahl und Zement gehe, gebe es kaum – und wenn, dann nur teure – klimaneutrale Alternativen. Die öffentliche Hand aber muss in ihren Ausschreibungen für gewöhnlich darauf achten, möglichst wenig Steuergeld auszugeben. 

Konkret erwarten die Autoren, dass eine umweltfreundliche Beschaffung den Staat etwa 3 bis 6 Prozent mehr kosten würde als die herkömmliche.

Aber wohl nur kurzfristig

Nur auf die unmittelbar anfallenden Kosten zu achten, wäre allerdings eine kurzsichtige Betrachtungsweise, lässt sich der Studie entnehmen – und zwar aus drei Gründen: Erstens verursachen Folgen des Klimawandels ebenfalls Kosten – und zwar nicht nur für Länder, die sich an einen steigenden Meeresspiegel anpassen müssen. Zweitens könnte die öffentliche Hand mit einer umweltfreundlicheren Beschaffung entscheidend dazu beitragen, dass Industriebetriebe in klimaschonende Technologien investieren. Und drittens dürften die Mehrausgaben „im Laufe der Zeit zurückgehen“, sobald grünere Alternativen in größerem Umfang zur Verfügung stehen und die Produktion effizienter wird, prognostiziert ein Autor der Studie.

Auch die neue Bundesregierung greift den Gedanken auf: Sie will „sichere Absatzmärkte für klimafreundliche Produkte schaffen, heißt es im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP, „durch Mindestquoten in der öffentlichen Beschaffung“. So ist unter anderem vorgesehen, Quoten für sogenannten grünen Wasserstoff in der Beschaffung einzuführen.