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Mietbelastung in Deutschland gestiegen

28.04.2023Artikel
Dr. Henrik Meyer
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In den vergangenen Jahren sind die Mietpreise in Deutschland überall gestiegen, in den Ballungsgebieten zum Teil sehr deutlich, was eine zunehmende Belastung für die Mieter darstellt: Im Durchschnitt zahlen sie in den Städten mittlerweile fast 12 Euro pro Quadratmeter für ihre Wohnungen. Teilweise sind die Preise aber noch höher: Im letzten Quartal 2022 stieg der Quadratmeterpreis in München auf 20,12 Euro, Berlin liegt nur knapp dahinter mit 17,6 Euro. 19,9 Millionen und damit 54 Prozent aller Haushalte in Deutschland sind Mieterhaushalte. 

Überdurchschnittliche Mietbelastung für jeden sechsten Haushalt

Immerhin lagen die Lohnerhöhungen in den vergangenen Jahren im Schnitt über den sehr niedrigen Inflationsraten, sodass die Mietbelastung in Deutschland nach Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat im vergangenen Jahrzehnt trotz steigender Mieten sogar leicht zurückgegangen ist. Im vergangenen Jahr allerdings sind die Lebenshaltungskosten wegen der hohen Inflation sehr viel schneller gestiegen als die Einkommen. Folge: Die Mietbelastung, also der Anteil der Kaltmiete im Verhältnis zum Nettoeinkommen, ist deutlich gestiegen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts gaben 1,5 Millionen Haushalte in Deutschland im vergangenen Jahr 50 Prozent und mehr ihres Nettoeinkommens für die Kaltmiete aus. Weitere 1,6 Millionen Haushalte mussten zwischen 40 und 50 Prozent ihres Nettoeinkommens ausgeben, um sich ihre Wohnung leisten zu können. In Summe müssen also 3,1 Millionen Haushalte, in etwa jeder sechste, mit einer weit überdurchschnittlichen Mietbelastung zurechtkommen. Die durchschnittliche Mietbelastung liegt nach Zahlen der Wiesbadener Behörde sehr viel niedriger, bei 27,8 Prozent.

Welche Einkommensgruppen überproportional viel an Miete zahlen, geht aus der Statistik nicht hervor. Wenngleich auch Normal- oder Gutverdiener, die in exorbitant teuren Wohnungen leben, davon betroffen sein dürften, gehen Fachleute doch davon aus, dass es sich größtenteils um Menschen mit niedrigen Einkommen handelt. Mindestens noch in diesem Jahr wird die Inflation überdurchschnittlich hoch sein und das Einkommen belasten. 

Entspannung nicht in Sicht

Haupttreiber des rapiden Anstiegs der Mieten im vergangenen Jahrzehnt war der Anstieg der Immobilienpreise, wobei die Kaufpreise noch sehr viel schneller nach oben gingen als die Mieten. Mittlerweile steigen die Immobilienpreise zwar nicht mehr, in manchen Städten sind sie sogar leicht gefallen. Doch Entspannung ist deswegen nicht in Sicht. Denn zum einen geht die Bautätigkeit zurück, weswegen Wohnungen aller Wahrscheinlichkeit nach knapp bleiben werden. Zum anderen führt der Anstieg der Zinsen dazu, dass viele potenzielle Käufer sich kein Eigenheim mehr leisten können und deswegen weiter auf dem Mietmarkt Wohnungen nachfragen. Das Angebot wird dadurch noch enger, und die Mieten werden steigen, erwarten Expertinnen und Experten.