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Unternehmen suchen Auszubildende

28.04.2023Artikel
Dr. Henrik Meyer
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Viele Unternehmen suchen händeringend Auszubildende, doch jedes Jahr bleiben etliche Lehrstellen unbesetzt. Die wachsende Konkurrenz der Firmen und Branchen um junge Nachwuchskräfte hat Folgen: Die Ausbildungsvergütungen sind gestiegen, in einigen Bereichen sogar drastisch. Laut einer aktuellen Auswertung des Statistischen Bundesamts liegen inzwischen die Gesundheits- und Pflegeberufe ganz vorne, also ausgerechnet jene Branche, die während der Corona-Pandemie zum Sinnbild niedriger Löhne und teils unzumutbarer Arbeitsbedingungen geworden ist. Wer im vergangenen Jahr in diesem Bereich eine Berufsausbildung machte, bekam dafür von seinem Betrieb im Mittel eine Vergütung von 1.139 Euro im Monat. Bis vor ein paar Jahren hatten junge Menschen in Pflegeberufen sogar noch Schulgeld mitbringen müssen, um dort eine Ausbildung machen zu dürfen. 

Platz 2 belegen die Luftfahrtberufe, von Flugzeugmechanikern bis hin zu Luftverkehrskaufleuten; hier gab es durchschnittlich 1.054 Euro im Monat. Auf die Luftfahrtberufe folgen Schifffahrtberufe mit 1.051 Euro im Monat sowie Umweltberufe mit 981 Euro im Monat. Traditionelle Männerberufe, etwa Metall-, Elektro-, Technik- und Informatikberufe, rangieren mit Vergütungen zwischen 950 und 980 Euro nur noch im Mittelfeld, wie die Übersicht ausweist. Am unteren Ende der amtlichen Liste finden sich Handwerksberufe (901 Euro) und mit deutlichem Abstand Künstlerberufe (783 Euro). 

Größe des Betriebes ist relevant

Doch nicht nur der Ausbildungsberuf entscheidet über die Höhe der Vergütung, sondern auch die Größe des Betriebes: So zahlten Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten im Durchschnitt aller Berufe 1.253 Euro Ausbildungsvergütung im Monat, solche mit 100 bis 249 Beschäftigten im Mittel 992 Euro. In Kleinbetrieben mit weniger als 10 Beschäftigten hingegen bekamen die Azubis durchschnittlich nur 828 Euro im Monat.

Dass unter dem Strich mehr Ausbildungsplätze angeboten werden als Bewerber zur Verfügung stehen, ist der demografischen Entwicklung geschuldet und dem Umstand, dass mehr Abiturientinnen und Abiturienten als in der Vergangenheit den direkten Weg zur Uni wählen. Doch es gibt noch ein weiteres Problem: In Deutschland verlassen jedes Jahr etwa 6 Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss, im Jahr 2021 waren es rund 47.500. Viele Schulabbrecher machen später auch keine Berufsausbildung und kommen lediglich für Helfertätigkeiten in Frage. 

Zu viele ohne Berufsabschluss

Folge dieses Missstands: Rund 2,33 Millionen Erwachsene zwischen 20 und 34 Jahren hatten hierzulande laut dem jüngsten Berufsbildungsbericht keinen Berufsabschluss, fast jeder Sechste in dieser Altersgruppe. Besonders groß ist der Anteil der Ungelernten mit unter Erwachsenen ohne Schulabschluss, er betrug mehr als 64 Prozent. Von den Erwachsenen mit einem Hauptschulabschluss haben immer noch knapp 36 Prozent keine abgeschlossene Berufsausbildung. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil zudem unter Menschen mit einem Migrationshintergrund. Nicht nur wegen des Arbeitskräftemangels dringen Fachleute darauf, dass diese jungen Menschen eine Berufsausbildung nachholen und dass die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss deutlich reduziert wird.