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"Wenn Kraftanstrengungen gelingen, blicke ich positiv in die Zukunft"

06.01.2021Artikel
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Interview mit Dr. Hans-Walter Peters, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, mit FinanzBusiness am 6.1.2021.

FinanzBusiness Kurzinterview: Der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken über die Pandemie, leichteren Zugang zu Eigenkapital, und warum er nicht anders als andere Bankmanager ist.

Ist es bereits an der Zeit, sich auf eine Erholung der Wirtschaft einzustellen? 
 
Angesichts der hohen Infektionszahlen und des zweiten Lockdowns ist im Winterhalbjahr ein neuerlicher Rückgang der Wirtschaftsleistung zu befürchten. Viel hängt dann davon ab, ob die Pandemie durch das Frühjahr und den Impfstoff zurückgedrängt werden kann. Ist dies der Fall, wird der Konjunkturmotor wieder anspringen. Besonders wichtig ist jetzt, dass die hohe Unsicherheit nachlässt und die Wirtschaft wieder eine klare Perspektive erhält. 

In welchen Wirtschaftssektoren erwarten Sie hingegen eine schleppende Erholung? 

Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Wirtschaft nicht nur mit der Pandemie zu kämpfen hat, sondern auch mit den Unsicherheiten durch den Brexit und zugleich. der Umbau zu einer digitalen und nachhaltigen Wirtschaft gestaltet werden muss. Gelingt dies, können wir gestärkt aus der Krise herauskommen. Der Bankenverband hat daher einen 5-Punkte-Plan vorgelegt. Dieser sieht u.a. einen leichteren Zugang zu Eigenkapital für Unternehmen vor, etwa durch eine Ausweitung des steuerlichen Verlustrücktrages. Außerdem fordern wir Investitionen und Fördergelder gezielt in die Bereiche Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu lenken. Wenn hier größere Kraftanstrengungen gelingen, blicke ich positiv in die Zukunft. 

Was kann der Verband zum Thema Risikovorsorge sagen?

In puncto Risikovorsorge müssen wir uns darauf einstellen, dass die Zahl der Insolvenzen deutlich steigen wird. Kreditausfälle werden uns nicht kalt erwischen. Die Banken haben engen Kontakt zu ihren Kunden, sie beobachten die wirtschaftliche Lage. Und sie sind deswegen imstande, Risiken neu einzustufen, wenn dies notwendig ist. Dies ist die tägliche Arbeit der Institute.

Was sind die wichtigsten Themen/Herausforderungen für die Privatbanken 2021? Findet der BdB es z.B. gut, dass es auf EU-Ebene Vorschläge gibt, die Risikobewertung von „grünen Krediten“ zu verwässern? 

Digitalisierung und der Umbau zu einer nachhaltigen Wirtschaft stehen neben der Bewältigung der Corona-Krise sicherlich im Vordergrund. Dies alles kann nur mit starken Banken gelingen. Jedes Finanzinstitut hat bei uns in Deutschland seine Rolle. Die großen Banken begleiten ihre Firmenkunden auf den internationalen Märkten und sorgen so für ihren Erfolg. Uns geht es darum, die Wirtschaft bestmöglich zu unterstützen – im Inland wie im Ausland. Das gilt in Krisenzeiten mehr denn je.

Klar ist auch: Investitionen in eine klimaneutrale Wirtschaft und in neue Technologien sind der beste Weg, das Klima zu schützen. Für uns Banken heißt das: Wir wollen Sustainable Finance zu einer Erfolgsgeschichte machen! Damit schnell mehr Kapital in nachhaltige Investitionen fließt, müssen aber auch auf politischer Ebene die Weichen richtig gestellt werden. Unsere Forderung lautet: Die Eigenkapitalanforderungen bei nachhaltigen Finanzierungen sollten pauschal gesenkt werden. Das bedeutet nicht, dass diese Kredite per se als risikoarm ausgewiesen werden. Aber es würde bedeuten, dass wir der Kreditvergabe in diesem Bereich durch niedrigere Kapitalkosten einen Schub verleihen könnten. Nachhaltige Projekte würden sich eher rechnen. Auch steht so viel mehr Kapital für die Finanzierung der Transformation zur Verfügung. 

Beim Thema Digitalisierung liegt mir insbesondere der digitale Euro am Herzen. Dass die europäische Zentralbank sich dieses Themas angenommen hat, ist ein wichtiges Signal zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit Europas. Klar ist aber auch: die Hauptlast zur Umsetzung liegt bei den Banken. 

Wie hat sich Ihr beruflicher Alltag infolge der Corona-Pandemie konkret verändert? 

Da bin ich sicher keine Ausnahme: Mein Austausch erfolgt sehr viel stärker über Telefon- und Videokonferenzen. Reisen sind wie bei allen eine große Ausnahme. 
 
Welche dieser Veränderungen werden auch 2021 Bestand haben?

Wir haben alle gelernt, dass mobiles Arbeiten funktioniert und uns flexibler macht. Durch Videokonferenzen wird sicher auch künftig ein Teil der Geschäftsreisen entfallen In vielen Fällen ist aber der persönliche Kontakt sinnvoll und ich freue mich darauf, wieder mit Kunden, Mitarbeitern und Kollegen am Tisch zu sitzen, sobald die Pandemielage dies erlaubt.

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Dr. Kerstin Altendorf

Pressesprecherin für Nachhaltigkeit im Finanzsystem, Volkswirtschaft und Kapitalmärkte

+49 30 1663-1250E-Mail senden