Bankentag 2014
Die Eurozone braucht ein stabiles Bankensystem – und die Banken benötigen eine stabile Eurozone. Diese einfache Gleichung stand im Mittelpunkt der Diskussionen beim 20. Bankentag in Berlin. Beleuchtet wurde sie vom Bundespräsidenten Dr. h.c. Joachim Gauck und Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble genauso wie vom Bundesbankpräsidenten Dr. Jens Weidmann. Die Spitzenpolitiker und Finanzexperten blickten kontrovers auf das Thema, sie waren sich jedoch mit den mehr als 800 Gästen des Bankentages einig, dass seit Ende 2008 die Gesetzgeber und die Aufsichtsbehörden eine Vielzahl von Reformen in die Wege geleitet und die Kreditinstitute umgesetzt haben.
Doch der Prozess sei noch lange nicht abgeschlossen, so Jürgen Fitschen, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken. Den Banken sei klar, dass sie nun mit ihrem Handeln überzeugen müssen. Nur auf diesem Wege könnten sie Vertrauen zurückgewinnen. Fitschen wirbt um Verständnis: „Wir sind mitten in einer Umbruchphase, denn nachhaltige Änderungen brauchen Zeit, ehe ihre Wirkungen erkennbar sind. Diese Zeit werden wir weiterhin gewissenhaft nutzen.“
Vertrauen sei die eine Seite der Medaille, die nachhaltige Stabilisierung des Finanzsystems die andere. Dabei setzt ein stabiles Finanzsystem eine wirkungsvolle Regulierung voraus. Genauso wichtig seien allerdings auch profitable Kreditinstitute, bekräftigt Fitschen. Politik und Finanzwirtschaft sei es gemeinsam gelungen, das deutsche und auch das europäische Finanzsystem deutlich stabiler zu gestalten.
Programmübersicht
Dienstag, 8. April 2014 – Abendveranstaltung
17.30 Uhr Einlass
18.30 Uhr Begrüßung
Jürgen Fitschen,
Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken und
Co-Vorsitzender des Vorstands, Deutsche Bank AG
Stabile Banken für ein stabiles Europa
Dr. Jens Weidmann,
Präsident der Deutschen Bundesbank
Empfang
Mittwoch, 9. April 2014 – Konferenz
8.30 Uhr Einlass
9.30 Uhr Begrüßung
Jürgen Fitschen
Eröffnungsansprache: Die Branche ist im Wandel
Dr. h. c. Joachim Gauck,
Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland
Banken und Politik: Gemeinsame Verantwortung für Europa
Jürgen Fitschen
10.30 Uhr
Podiumsdiskussion: Welche Banken braucht die Wirtschaft?
Dr. Nicola Leibinger-Kammüller,
Vorsitzende der Geschäftsführung, TRUMPF GmbH + Co. KG
Dr. Ralf P. Thomas,
Finanzvorstand, Siemens AG
Markus Beumer,
Mitglied des Vorstands, Commerzbank AG
Dr. Thomas A. Lange,
Vorsitzender des Vorstands, NATIONAL-BANK AG
Moderation: Thomas Exner,
stv. Chefredakteur, WELT-Gruppe
11.30 Uhr Kaffeepause
12.15 Uhr
Podiumsdiskussion: Banken-, Fiskal- und Politische Union – Wie viel Einheit braucht Europa?
Sabine Lautenschläger,
Mitglied des Direktoriums der Europäische Zentralbank
Hannes Swoboda,
MdEP, Vorsitzender, Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament
Dr. Theodor Weimer,
Sprecher des Vorstands, HypoVereinsbank/UniCredit Bank AG
Moderation: Stephan Detjen,
Leiter Hauptstadtstudio, Deutschlandradio
13.00 Uhr
Für eine gute Zukunft: Finanzmärkte regulieren - Haushalte sanieren
Dr. Wolfgang Schäuble,
MdB, Bundesminister der Finanzen der Bundesrepublik Deutschland
Schlusswort
Jürgen Fitschen
13.30 Uhr Mittagessen
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Joachim Gauck
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Dr. Wolfgang Schäuble MdB,
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Dr. Jens Weidmann
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Markus Beumer
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Thomas Exner
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Jürgen Fitschen Jürgen Fitschen ist Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken e.V.sowie Mitglied im Aufsichtsrat der Metro AG und im Verwaltungsrat der Kühne+Nagel International AG.
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Dr. Thomas A. Lange
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Sabine Lautenschläger
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Dr. Nicola Leibinger-Kammüller
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Hannes Swoboda
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Dr. Ralf P. Thomas Dr. Thomas ist außerdem Mitglied und Vorsitzender des Verwaltungsrats des Deutschen Rechnungslegungsstandards Committee e. V. (DRSC).
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Dr. Theodor Weimer
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8. April 2014 - Jürgen Fitschen, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken und Co-Vorsitzender des Vorstands, Deutsche Bank AG, eröffnete die Jubiläumsveranstaltung mit einem Rückblick auf eine bewegte Bankentagsgeschichte.
Er freut sich auf eine rege Diskussion mit den mehr als 800 Teilnehmern. Das Finanzwesen sei voller Facetten, von denen beim 20. Bankentag drei Elemente beleuchtet werden sollen, so der Bankenverbandspräsident:
- Die Verantwortung der Banken in Europa,
- welchen Beitrag können Banken für die Gesellschaft leisten und
- wie kann die europäische Bankenunion gestaltet werden.
8. April 2014 - In seiner Ansprache beim 20. Bankentag legte Dr. Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank, den Fokus auf die Bedeutung stabiler und gesunder Banken für eine funktionierende Währungsunion.
Mit der Aufarbeitung der Finanzkrise und der Suche nach den Schuldigen sei es nicht getan, so Weidmann. Die regulatorische Vorzugsbehandlung von Staatsanleihen und auch die Niedrigzinspolitik der Notenbanken seien auf Dauer keine Lösung. Der Bundesbankpräsident betonte auch, dass er deflatorische Risiken für gering erachtet.
Eine vernünftige Regulierung, eine Möglichkeit des Scheiterns von Banken für die Durchsetzung des Haftungsprinzips und eine europäische Bankenunion mit gemeinsamen Abwicklungs- und Aufsichtsmechanismen tragen seiner Meinung nach zu einer stabilen Finanzmarktpolitik bei und helfen, das Vertrauen der Bürger widerzugewinnen.
9. April 2014 - In seiner Eröffnungsansprache zum Bankentag fällt Bundespräsident Joachim Gaucks Zwischenfazit fast sieben Jahre nach Beginn der Finanzkrise gemischt aus: Fehler seien erkannt, politische und unternehmerische Reformen umgesetzt oder auf dem Weg. Der Prozess ist in vollem Gang, aber er sei noch lange nicht abgeschlossen, so der Bundespräsident.
Doch wie wichtig die Fähigkeit zum öffentlichen Gespräch über wirtschaftliche Fragen ist, zeige sich gerade, wenn es darum geht, die Konsequenzen aus der Krise zu ziehen. Mit seinen Fragen: „Welche Regeln brauchen Banken, welche Grenzen die Märkte? Welche Rolle spielt die Geldpolitik, welche Macht darf sie ausüben? Und wie finden wir den Weg aus der hohen Staatsverschuldung?“ eröffnete Gauck die Diskussion.
» zur Rede des Bundespräsidenten
» zum Audiobeitrag: Eröffnungsansprache
» Bundespräsident Joachim Gauck zur ökonomischen Bildung
9. April 2014 - Freiheit und Verantwortung müssen in der Wirtschaft Hand in Hand gehen, betonte Jürgen Fitschen, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken und Co-Vorsitzender des Vorstands, Deutsche Bank AG.
Die privaten Banken wollen – laut Fitschen – noch mehr Verantwortung übernehmen, sie wollen positiver in die Gesellschaft hineinwirken und noch stärker die Europäische Union und die europäische Idee unterstützen. Demut statt Übermut, Einsatz statt Resignation, Kooperation statt Konfrontation seien die Meilensteine auf diesem Weg.
9. April 2014 - Welche Banken braucht die Wirtschaft, darüber diskutierten Dr. Nikola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende der Geschäftsführung der TRUMPF GmbH + Co. KG, Dr. Ralf P. Thomas, Finanzvorstand der Siemens AG, Markus Beumer, Mitglied des Vorstands der Commerzbank, und Dr. Thomas A. Lange, Vorsitzender des Vorstands der NATIONAL-BANK AG beim 20. Bankentag. Moderiert wurde die Runde vom stellvertretenden Chefredakteur der WELT-Gruppe, Thomas Exner.
Unternehmer und Banker waren sich bei der Diskussion einig, dass es nicht darum gehe, ob Banken groß oder mittelständisch aufgestellt sein sollten, sondern dass es beides geben muss. Während sich Siemens Finanzvorstand Thomas für die Realwirtschaft ein eigenständiges lokales Bankensystem wünscht, das auch global tätig ist, legt die Vorsitzende der Geschäftsführung der TRUMPF GmbH + Co KG, Nikola Leibinger-Kammüller, großen Wert auf die Kundennähe der Banken und dass diese verlässliche, kritische und kompetente Partner sind.
Banker und Unternehmer sind sich auch sicher, dass es für die wirtschaftliche Stabilität wichtig sei, dass Realwirtschaft und Banken partnerschaftlich miteinander zusammenarbeiten müssen und dass gerade mehr Transparenz dazu beitrage.
Podiumsdiskussion: Banken-, Fiskal- und politische Union - wie viel Einheit braucht Europa?
9. April 2014 - Wie viel Einheit hat Europa und wie viel Einheit braucht Europa? Mit diesen Fragen eröffnete Stephan Detjen, Leiter des Hauptstadtstudios des Deutschlandradios, die zweite Diskussionsrunde beim 20. Bankentag. Er diskutierte die Fragen zur Banken- und Fiskalunion mit Sabine Lautenschläger, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zenralbank, Hannes Swoboda, MdEP und Vorsitzender der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament, und Dr. Theodor Weimer, Sprecher des Vorstands der HypoVereinsbank/UniCredit Bank AG.
Einheit ja – aber die Balance zwischen europäischer Aufsicht und europäischer Abwicklung müsse gegeben sein, so Sabine Lautenschläger. Einig waren sich die Experten, dass es einen Paradigmenwechsel in der europäischen Politik geben müsse – weg von volatilen Entscheidungsprozessen in Richtung Stabilität und Effektivität.
Für eine gute Zukunft: Finanzmärkte regulieren - Haushalte sanieren
9. April 2014 - Die Bankenunion ist das komplexeste und anstrengendste europäische Projekt seit der Einführung des Euro, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble auf dem 20. Bankentag. Im Jahr 2008 sei der Ordnungsrahmen für die Finanzmärkte geschaffen worden und diese Regulierung habe seitdem große Fortschritte gemacht, so Schäuble. „Doch wir alle in Europa müssen uns an die Vereinbarungen und Regelungen halten, die wir gemeinsam erarbeitet haben.“
Um die guten Ansätze nicht im Keim zu ersticken, appellierte Wolfgang Schäuble an die Vertreter der Finanzwelt, die Kompetenz und Energie nicht in kurzfristige Interessen und in die Abwehr neuer Regulierungen zu stecken. Er versprach hingegen alles für einen stabilen Finanzmarkt im Dialog mit den Banken zu tun, denn Banken leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft, so der Bundesfinanzminister.
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