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Die Generation Z auf dem Weg zur finanziellen Selbstbestimmung

18.12.2024Artikel
Christian Jung
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Die finanzielle Gestaltung des eigenen Lebens ist ein Thema, das viele junge Menschen beschäftigt. Wie die aktuelle Jugendstudie des Bankenverbands zum Finanzverhalten der 14- bis 24-Jährigen in Deutschland zeigt, ist das Interesse an Finanzfragen und Geldanlagen innerhalb dieser Altersgruppe sehr beachtlich – und das, trotz der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Unsicherheiten, denen sich die „Generation Z“ gegenübersieht.

Interesse an Finanzfragen – die meisten kommen mit ihrem Geld zurecht

Drei von vier der jungen Befragten (75%) finden es wichtig oder sogar sehr wichtig, sich mit Geldfragen auseinanderzusetzen. Für sie ist es entscheidend, zu wissen, wie man mit Geld umgeht – und das nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch. Fast die Hälfte der Befragten (51%) informiert sich online im Internet, gefolgt von 37 Prozent, die sich gerne in persönlichen Gesprächen austauschen – oft mit Eltern, Freunden oder Bekannten. 

Dabei zeigen die jungen Menschen einen bemerkenswert positiven Umgang mit ihren Finanzen. Mehr als die Hälfte der Befragten (56%) gibt an, dass von den ihnen zur Verfügung stehenden Finanzmitteln „oft etwas übrig bleibt“ und 30 Prozent schaffen es zumindest, mit ihrem Geld „gerade so“ auszukommen. Allerdings sehen sich acht Prozent „manchmal“ mit finanziellen Engpässen konfrontiert und vier Prozent haben häufiger mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. 

Auffällig ist aber das hohe Selbstbewusstsein der jungen Generation hinsichtlich ihrer finanziellen Kompetenzen: 85 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass sie ihr Geld entweder „gut“ (65%) oder „sehr gut“ (20%) im Griff haben. Ob dieses ausgeprägte Vertrauen in die eigenen finanziellen Fähigkeiten tatsächlich berechtigt ist oder ob sich dahinter doch eine gewisse Selbstüberschätzung verbirgt, sei dahingestellt. 

Trend zu Aktien und Wertpapieren: Aus Sparern werden Investoren

In den letzten Jahren ist das Interesse an Aktien und Wertpapieren bei jungen Menschen deutlich gestiegen. Waren es 2018 noch neun Prozent, die in Aktien oder andere Wertpapiere investierten, sind es heute bereits 31 Prozent. Natürlich gibt es dabei große Altersunterschiede: Besonders bei den 21- bis 24-Jährigen hat der Anteil mit 43 Prozent ein hohes Niveau erreicht. Doch auch insgesamt zeigt sich: Junge Menschen setzen mehr auf Kapitalanlage und versuchen, von den Chancen der Finanzmärkte zu profitieren. 

Die zunehmende Verfügbarkeit von digitalen Plattformen und Apps für den Wertpapierhandel dürfte diesen Trend wesentlich begünstigt haben. Jungen Menschen ist es auf diesem Weg leicht möglich in den Kapitalmarkt einzutreten. Das ist im Grunde eine erfreuliche Entwicklung, die allerdings auch die Frage aufwirft, inwieweit Neueinsteigerinnen und -einsteiger über notwendige Vorkenntnisse und eine ausreichende Aufklärung über die Risiken von Investitionen verfügen. Schließlich kursieren im Internet zahlreiche unregulierte Angebote und Ratschläge zu Finanzthemen, die nicht immer fundiert, mitunter gar unseriös oder betrügerisch sein können. 

Die Notwendigkeit, gerade junge Menschen stärker für finanzielle Bildung zu sensibilisieren und sie auf die komplexen Aspekte der Finanzmärkte vorzubereiten, erhält vor diesem Hintergrund eine noch höhere Relevanz.

Sparen und Finanzplanung ausbaufähig

Obwohl die meisten jungen Menschen Interesse an Geld und Finanzen haben, gibt es hinsichtlich einer systematischen Finanzplanung noch Verbesserungspotenzial. Etwa ein Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen (34%) gibt an, sich „regelmäßig“, ein weiteres Drittel immerhin noch „ab und zu“ mit der Planung ihrer Finanzen zu beschäftigen, während ein gutes Drittel der jungen Befragten ihre Finanzen nicht wirklich im Blick hat.

Das Sparverhalten ist ebenfalls ausbaufähig: Zwar spart mehr als die Hälfte der Befragten (56%) regelmäßig, weitere 28 Prozent immerhin „hin und wieder“, doch insgesamt bleibt das Sparpotenzial der jungen Generation gewiss noch unter ihren Möglichkeiten. Eine intensivere Auseinandersetzung mit langfristigen Sparzielen und -strategien, etwa zur Absicherung einer Ausbildung, späterer Anschaffungen oder zur Altersvorsorge, wäre hier sicher wünschenswert.

Geschlechterspezifische Unterschiede

Einen bedenklichen Befund stellen die deutlichen geschlechtsspezifischen Unterschiede im Finanzverhalten dar. Mädchen und junge Frauen zeigen sich in mehreren Bereichen zurückhaltender als ihre männlichen Altersgenossen. Sie beschäftigen sich weniger intensiv mit der Planung ihrer Finanzen, sparen seltener regelmäßig und legen im Durchschnitt geringere Beträge zurück. Letzteres geht gewiss auch darauf zurück, dass Mädchen und junge Frauen gegenüber ihren männlichen Altersgenossen finanziell keineswegs gleich aufgestellt sind. So haben weibliche Jugendliche und junge Erwachsene mit durchschnittlich 684 Euro monatlich weitaus weniger Geld zur Verfügung als die männlichen Befragten (990 Euro). Besonders auffällig sind die Unterschiede beim Besitz von Wertpapieren: Während 43 Prozent der männlichen Befragten Aktien oder andere Wertpapiere besitzen, sind es bei den weiblichen Befragten nur 17 Prozent.

Fazit: Die Ergebnisse zeigen insgesamt, dass junge Menschen in Deutschland zunehmend ein Bewusstsein für ihre finanzielle Unabhängigkeit entwickeln und mit ihren Finanzen meist verantwortungsvoll umgehen. Das wachsende Interesse an Wertpapieranlagen und die Nutzung digitaler Finanzinformationen sind Zeichen einer Generation, die sich aktiv mit ihrer finanziellen Zukunft auseinandersetzt. Damit wachsen aber auch die Herausforderungen mit Blick auf die Verfügbarkeit und Qualität von Finanzinformationen sowie die Fähigkeiten, diese einzuordnen. Dieses Problem, und gerade auch die geschlechtsspezifischen Ungleichgewichte, machen eine noch intensivere Auseinandersetzung mit finanzieller Bildung und Chancengleichheit dringend erforderlich. 

Christian Jung
Christian JungDirector
Bundesverband deutscher Banken