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Berlin: Kaum ökonomische Strahlkraft

28.02.2023Artikel
Dr. Henrik Meyer
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Dass Berlin keine reiche Metropole ist und sich in dieser Hinsicht von anderen europäischen Hauptstädten signifikant unterscheidet, ist kein Geheimnis. Jahrelang lag die Wirtschaftskraft Berlins sogar unter dem deutschen Durchschnitt. Seit 2014 ist zumindest dies nicht mehr der Fall. 

Doch ökonomische Strahlkraft für den Rest des Landes geht von Berlin nach wie vor nicht aus. Dies machen folgende Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft deutlich: Streicht man Berlin und all seine Einwohner aus der gesamtdeutschen Statistik, würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in Deutschland nur um rund 0,2 Prozent niedriger ausfallen. Zum Vergleich: Müssten die Franzosen auf ihre Hauptstadtregion Île-de-France verzichten, fiele das BIP pro Kopf um gute 15 Prozent niedriger aus. 

Berlin belegt den letzten Platz

In einigen Ländern ist das Missverhältnis noch größer. Ohne die Region um Budapest läge das ungarische BIP je Einwohner um 24 Prozent niedriger; Bulgarien ohne Sofia steht sogar um 29 Prozent schlechter da. Berlin belegt damit im EU-Vergleich den letzten Platz. Vergleichsweise gering ist auch die Bedeutung Roms für das italienische Bruttoinlandsprodukt: Ohne Rom wäre laut IW die Wirtschaftsleistung je Einwohner in Italien 1,8 Prozent geringer. 

Auch wenn die deutsche Hauptstadt inzwischen zumindest eine höhere Wirtschaftsleistung hat als der Rest der Republik, schneidet sie bei anderen Indikatoren noch immer schlecht ab. So ist die Arbeitslosenquote in Berlin mit 9,1 Prozent höher als im Rest der Republik (5,7 Prozent) – nur Bremen verzeichnet mit 10,5 Prozent einen noch höheren Wert. Die Armutsgefährdungsquote liegt mit 19,6 Prozent ebenfalls deutlich über dem Bundesschnitt. Und obwohl die Hauptstadt gut gefüllte Staatskassen hat, steht sie mit insgesamt 5,2 Milliarden Euro nach wie vor im jährlichen Länderfinanzausgleich an der Spitze der Empfängerländer.