Wasserzeichen
FinanzbildungSchulbankInvestitionen

Deutschland fällt bei Innovationsstärke zurück

06.12.2022Artikel
Julia Topar
Dr. Henrik Meyer
background
hero

Die Ergebnisse eines Innovationsbarometers der ING-Bank sind für Deutschland ernüchternd: Die größte Volkswirtschaft Europas hinkt bei der Innovationsstärke und damit auch beim Umbau hin zu einer grünen Wirtschaft im europäischen Vergleich deutlich hinterher. Während Irland, Luxemburg und Estland in puncto Innovativität die Plätze 1 bis 3 belegen, fällt Deutschland im Vergleich zum Vorjahr noch weiter zurück und landet auf Platz 16 von 19 untersuchten Ländern.

Hohes Bildungsniveau spricht für Irland

Irlands Spitzenplatz begründen die Analysten u.a. mit der hohen Bildung der Bevölkerung: Wie auch in Luxemburg haben 53 Prozent der Beschäftigten einen tertiären Bildungsabschluss (Universität, Fachhochschule). Dass mehr als jeder zweite über ein solch hohes Bildungsniveau verfügt, ist ansonsten nur noch in Belgien der Fall, das den siebten Platz im Innovationsvergleich erzielt. In Irland gibt es allerdings nicht nur viele Menschen mit einem hohen Bildungsabschluss; die Beschäftigung im Hoch-Technologie-Sektor ist mit mehr als 10 Prozent der Beschäftigten auch so hoch wie in keinem anderen Staat der Eurozone. Ein weiterer Faktor: Auf der „Grünen Insel“ wurden zuletzt rund fünfmal so viele Unternehmen gegründet wie geschlossen.

Deutschland wiederum, so die Autoren, verfüge zwar über regionale Hochburgen wie etwa Berlin oder Hamburg, die durch eine starke Gründerszene und eine im nationalen Vergleich jüngere Bevölkerung bestechen. Auch sind Forschungsaktivität und Patentanmeldungen in Deutschland chronisch stark: 3,14 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) wurden in diesem Bereich investiert. Doch insgesamt betrachtet gibt es eine Reihe von Faktoren, die hinderlich für Innovationen sind.

Schleppender Ausbau der digitalen Infrastruktur

Beispielsweise leben in keinem anderen Land der Eurozone weniger junge Menschen als hierzulande. Zudem werden in Deutschland mehr Unternehmen geschlossen als gegründet. Und auch der schon seit Jahren beklagte schleppende Ausbau der digitalen Infrastruktur wirkt sich schlecht auf das Zeugnis Deutschlands im Vergleich zu anderen Euro-Ländern aus: Nur 15 % der Haushalte haben demnach einen Glasfaseranschluss. Weniger weist nur Belgien mit knapp 10 % auf. In Lettland, Spanien und Portugal verfügen hingegen fast 90 % über schnelles Internet.

Die Lösung für diese (infra)strukturellen Probleme sehen die Autoren in einer verstärkten staatlichen Förderung, da es eine Korrelation gebe zwischen der Höhe der staatlichen Investitionen und der Innovationskraft eines Staates. Die staatlichen Investitionen fielen hierzulande im Vergleich zu anderen Euroländern allerdings zu gering aus. 

Die Innovationskraft wiederum ist von entscheidender Bedeutung für das Gelingen der grünen Transformation. „Es war bereits vor Beginn des Kriegs in der Ukraine deutlich, dass die Wirtschaft grüner werden muss“, schreiben die ING-Autoren. Angesichts der aktuellen Energiekrise müsse Deutschland sein gesamtes Geschäftsmodell überdenken und dabei neue Technologien und Wege finden, „um langfristig wieder zu mehr Produktivität und Wirtschaftswachstum zurückzukehren“.