Noch immer sind die deutschen Unternehmensvorstände überwiegend männlich, doch ein wenig verschieben sich die Gewichte in den Führungsetagen der 160 deutschen börsennotierten Unternehmen in Dax, M-Dax und S-Dax. So weist die Studie der deutsch-schwedischen Allbright-Stiftung zum Thema Frauen und Diversität in Führungspositionen darauf hin, dass im vergangenen Jahr 37 Prozent der neu zu besetzenden Vorstandspositionen an Frauen gingen. Obendrein gibt es in diesem Jahr erstmals mehr Unternehmen, die zumindest ein weibliches Vorstandsmitglied haben, als Unternehmen mit rein männlichen Vorständen.
Gesetzliche Anforderungen
Ein Grund für diese Entwicklung ist das Mindestbeteiligungsgesetz. Es sieht vor, dass in Vorständen mit mindestens vier Personen auch mindestens eine Frau vertreten sein muss. Allerdings – dies deuten die Autorinnen und Autoren der Studie an – habe das Gesetz auch die Wirkung, dass einige Unternehmen ihre Bemühungen um einen höheren Frauenanteil in den Vorständen wieder zurückschrauben, sobald dieses gesetzliche Ziel bzw. ein gesellschaftlich akzeptiertes Niveau beim Frauenanteil erreicht ist. Das Mindestbeteiligungsgesetz sei jedoch nicht als Zielmarke gedacht, sondern als Eisbrecher, der Frauen den Weg in die Führungsetagen ebnen soll. Immerhin gebe es auch bekannte Unternehmen, die die gesetzlichen Mindeststandards deutlich überbieten und deren Vorstände zu 40 Prozent weiblich seien.
Nur ein Dax-CEO ist eine Frau
Alles in allem steigt der Frauenanteil langsam, aber stetig. Insgesamt 121 Frauen befinden sich inzwischen in den Vorständen der 160 deutschen Börsenunternehmen. Das sind etwa 17 Prozent. In den Aufsichtsräten ist der Anteil der Frauen gut doppelt so hoch, er liegt bei 36 Prozent – hier gibt es auch eine striktere Quotenregel. An der Spitze des Unternehmens bzw. des Kontrollgremiums stehen Frauen jedoch nach wie vor sehr selten: Ihr Anteil unter den Vorstandsvorsitzenden oder den Aufsichtsratsvorsitzenden stagnierte lange auf niedrigem Niveau, inzwischen ist er sogar leicht gesunken. So sind nur 2,5 Prozent der Vorstandsvorsitzenden (CEOs) der 40 im Dax notierten Unternehmen mit Frauen besetzt. Mit anderen Worten: Es gibt im Augenblick mit Belén Garijo vom Chemie- und Pharmakonzern Merck KGaA lediglich eine Frau, die ein Dax-Unternehmen leitet.
Aber auch mit sinkender Unternehmensgröße nimmt der Frauenanteil in der Vorstandsetage ab, liegen doch gerade die kleinen und mittleren Unternehmen in Sachen Diversität zurück: Nur rund 12 Prozent der Vorstände der S-Dax-Unternehmen sind weiblich. Im Dax beträgt der Anteil dagegen etwas mehr als 23 Prozent. Erklärung: Die kleinen S-Dax-Unternehmen stehen weniger im Licht der Öffentlichkeit als die großen Unternehmen.