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OECD-Studie: Altersrente im Vergleich

20.12.2023Artikel
Dr. Henrik Meyer
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Die demografische Entwicklung bzw. die Alterung der Bevölkerung stellt in vielen Ländern eine große Herausforderung für die Sozialsysteme dar, trifft Deutschland allerdings aufgrund seiner niedrigen Geburtenrate und einer gestiegenen Lebenserwartung besonders stark. Dies zeigen aktuelle Kennzahlen und Prognosen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die alle zwei Jahre im Bericht "Pensions at a Glance" veröffentlicht werden. 

Der Studie zufolge wird die Zahl der erwerbsfähigen Deutschen bis zum Jahr 2062 voraussichtlich um 23 Prozent schrumpfen, während der OECD-Durchschnitt bei lediglich 11 Prozent liegt. Dies führt dazu, dass in Deutschland in Zukunft deutlich mehr Rentner auf eine geringere Zahl Erwerbstätiger kommen werden als in anderen Industrieländern.

Hohe Beschäftigungsquote von älteren Arbeitnehmern

Ein positiver Aspekt hierzulande ist allerdings die überdurchschnittlich hohe Beschäftigungsquote von Menschen im Alter zwischen 60 und 64 Jahren: Sie liegt in Deutschland bei 63 Prozent im Vergleich zu 54 Prozent im OECD-Durchschnitt. In Frankreich – zum Vergleich – ist nur etwas mehr als ein Drittel der 60- bis 64-Jährigen noch erwerbstätig. Eine höhere Beschäftigungsquote bei älteren Menschen bedeutet mehr Beitragseinnahmen für die umlagefinanzierte Rentenkasse und weniger, weil später eintretende Auszahlungen. 

Das effektive Austrittsalter aus dem Arbeitsleben liegt in Deutschland mit 63,8 Jahren ebenfalls deutlich über dem französischen Durchschnitt von 61,5 Jahren. Und auch das gesetzliche Renteneintrittsalter in Deutschland ist mit derzeit 65,8 Jahre höher als der OECD-Durchschnitt von 64,4 Jahren. In fast der Hälfte der Industrieländer wird erwartet, dass das offizielle Renteneintrittsalter in Zukunft steigen wird: im OECD-Durchschnitt auf etwa 66 Jahre, in Deutschland auf 67 Jahre und in Dänemark sogar auf 74 Jahre.

Gut im Vergleich zu anderen Ländern steht Deutschland auch da, wenn es um die aktuelle Altersarmut geht. Die relative Einkommensarmutsquote von Menschen ab 66 Jahren liegt mit 11 Prozent unter dem OECD-Durchschnitt von 14 Prozent. 

Aussichten für Jüngere wenig erfreulich

Allerdings sind die Aussichten für die jüngere Generation weniger erfreulich. Junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland treten heute mit der Aussicht in das Berufsleben ein, später deutlich niedrigere Renten im Verhältnis zum Einkommen zu beziehen als Altersgenossen in anderen Industrienationen. Eine 22-Jährige, die heute mit ihrem ersten Job startet, im weiteren Leben durchschnittlich verdient, Sozialbeiträge zahlt und schließlich mit 67 Jahren ohne Abschläge in den Ruhestand geht, wird im Durchschnitt nur etwa 55 Prozent ihres letzten Nettoeinkommens als Nettorente erhalten. Im OECD-Durchschnitt liegt dieser Wert mit 61 Prozent höher. Die Berechnungen berücksichtigen bereits eine freiwillige private Altersvorsorge. Ohne diese würde das Alterseinkommen sogar nur 44 Prozent betragen. 

Auch für viele Selbstständige sind die Aussichten nicht die allerbesten. Deutschland gehört zu den fünf OECD-Ländern, in denen Selbstständige nicht generell gesetzlich versichert sind. Selbstständige, die weder gesetzlich noch privat vorsorgen, würden daher im Rentenalter nur 44 Prozent dessen erhalten, was ein angestellter Arbeitnehmer mit gleichem Einkommen bekäme, warnen die Experten der OECD.

Zwar plant die Bundesregierung, die Altersvorsorgepflicht für Selbstständige auszuweiten. Da diese angedachte Reform jedoch nur für neue Selbstständige gelten soll, könnte es Jahrzehnte dauern, bis alle Selbstständigen versichert sind, so die Bedenken der OECD. Die vorgesehene Regelung sieht vor, dass Selbstständige künftig in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert werden, sofern sie kein als „gleichwertig“ eingestuftes privates Vorsorgeprodukt haben.

Reformbedarf an mehreren Stellen

Der OECD-Bericht weist auch auf Reformbedarf in anderen Bereichen hin, wobei unter anderem das umstrittene Thema Renteneintrittsalter angesprochen wird. Die Kopplung des gesetzlichen Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung nach Erreichen des 67. Lebensjahres könnte der Bundesregierung helfen, ihr Ziel zu erreichen, das Verhältnis von Nettorente zu vorherigem Nettoeinkommen in Zukunft zu sichern, erklären die Fachleute der OECD. Inzwischen haben bereits 25 Prozent der OECD-Länder eine solche Kopplung eingeführt, was die finanzielle Zukunft des Rentensystems verbessern kann, ohne die Leistungen zu reduzieren. In Deutschland wird sie in der Wissenschaft diskutiert, in der Politik hingegen nicht.