Insolvenzen sind ein wichtiger Indikator für den Zustand einer Volkswirtschaft, denn sie bedrohen Arbeitsplätze sowie die Forderungen von Banken und Lieferanten des betroffenen Unternehmens. Doch wann ist ein Unternehmen überhaupt insolvent? Dies ist dann der Fall, wenn es seine fälligen Zahlungsverpflichtungen (voraussichtlich) nicht mehr erfüllen kann oder seine Verbindlichkeiten nicht durch sein Vermögen gedeckt sind. Die Regelinsolvenz für zahlungsunfähige Unternehmen dauert drei bis sechs Jahre und endet mit der Restschuldbefreiung. Mit der Insolvenz eines Unternehmens geht nicht zwangsläufig die Liquidation des Unternehmens einher; tatsächlich birgt ein Insolvenzantrag auch Chancen zur Unternehmenssanierung. Muss das Unternehmen am Ende aber doch aufgelöst werden, erfolgen Versteigerung und Verkauf der Vermögenswerte.
Mit dem Ende von Corona steigen die Zahlen
In den vergangenen Jahren war die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland niedrig, was vor allem auf die Corona-Politik zurückzuführen ist: Mit Beginn der Pandemie nämlich setzte der Staat die Pflicht aus, einen Insolvenzantrag zu stellen; zudem erhielten viele Unternehmen umfangreiche Corona-Hilfszahlungen. Doch diese Zeiten sind nun vorbei. Folge: Die Zahl der Regelinsolvenzen ist nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts im März um 19,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Und das hat vor allem mit dem aktuellen Trend zu tun, denn allein gegenüber dem Vormonat ist die Zahl um 13,2 Prozent gestiegen, nachdem sie schon im Februar um 10,8 Prozent gegenüber Januar gewachsen war. Für Januar weisen endgültige Zahlen 1.271 bei deutschen Amtsgerichten beantragte Unternehmensinsolvenzen aus; betroffen waren vor allem Unternehmen aus der Baubranche und dem Handel.
Nicht nur das Ende der Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass die Zahl der Insolvenzen wieder zugenommen hat. Allen voran die hohen Energiepreise und steigenden Zinsen sowie die insgesamt verhaltene Wirtschaftsentwicklung wirken sich auf die Lage der Unternehmen aus.
Normalisierung statt großer Insolvenzwelle
Und dennoch erwarten Fachleute eher eine Normalisierung des Insolvenzgeschehens als eine große Insolvenzwelle. So hat die internationale Kreditversicherung Allianz Trade ihre Insolvenzprognose für Deutschland für das Jahr 2023 zwar deutlich nach oben geschraubt und erwartet nun einen Anstieg der Insolvenzen um 22 Prozent statt bisher 15 Prozent. Die dann für 2023 zu erwartenden 17.800 Insolvenzen wären aber immer noch 5 Prozent weniger als vor der Corona-Pandemie. Selbst Ende 2023 dürfte Deutschland das Niveau von vor der Pandemie noch nicht erreicht haben, erst 2024 ist damit zu rechnen.