Im November vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Daten zeigen, dass die deutschen Exporte in die Vereinigten Staaten im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal um 3,8 Prozent auf 41,4 Milliarden Euro zugenommen haben. Dieses Plus ist deswegen bemerkenswert, weil die Ausfuhren nach China im selben Zeitraum um 9,4 Prozent auf 21,8 Milliarden Euro geschrumpft sind. Auch der Wert der Warenlieferungen in die Länder der Eurozone ist zurückgegangen – um 1,5 Prozent auf 141,9 Milliarden Euro. Insgesamt hat der Export deutscher Güter im dritten Quartal damit nur um 0,5 Prozent auf 384 Milliarden Euro zugelegt.
Deutsche Wirtschaft würde unter Zöllen leiden
Die Bedeutung der Vereinigten Staaten als Abnehmer deutscher Waren ist also weiter gestiegen – und das unmittelbar vor Amtsantritt des neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump, der wiederholt angekündigt hat, neue Zölle zu erheben bzw. bestehende Zölle zu erhöhen. Sollte dies auch Waren aus der Europäischen Union betreffen – im Gespräch sind hier pauschale Zölle in Höhe von zehn bis 20 Prozent – würde die deutsche Volkswirtschaft mit ihrer starken Exportorientierung darunter mutmaßlich besonders leiden.
Bundesbankpräsident Joachim Nagel hat jüngst vorgerechnet, dass die angedrohten Handelszölle die deutsche Wirtschaft aus der Bahn werfen und ein Prozent der Wirtschaftsleistung kosten könnten. Denn auch die für China in Aussicht gestellten Zölle von 60 Prozent würden deutsche Unternehmen treffen, wenn chinesische Exportgüter deutsche Vorprodukte enthalten und die chinesische Warenausfuhr in die USA aufgrund der Zölle zurückgeht.
Vorschlag für ein begrenztes Handelsabkommen
Nicht nur für Deutschland, für die gesamte EU-Wirtschaft sind die USA einer der wichtigsten bilateralen Handelspartner. Zölle oder andere protektionistische Maßnahmen würden europäische Exporte direkt belasten. Noch schwerwiegender wäre jedoch ein langfristiger Schaden durch eine geschwächte WTO und eine Zersplitterung der globalen Handelsordnung in rivalisierende Blöcke.
Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel regt vor diesem Hintergrund an, dass die EU einen Vorschlag für ein auf einzelne Sektoren begrenztes Handelsabkommen mit den USA vorlegen solle, um so eine Eskalation zu vermeiden. Ein solches Abkommen könnte kurzfristige wirtschaftliche Verluste auf beiden Seiten begrenzen und Vertrauen in die transatlantischen Beziehungen stärken. Gleichzeitig sollte die EU ihre Handelsbeziehungen diversifizieren und muss schnell mehr Geld in die Verteidigung investieren, um ihre Verhandlungsposition zu stärken.