Deutschland und Europa stehen vor einem gewaltigen Investitionsbedarf. Die Transformation in eine nachhaltige und digitale Wirtschaft erfordert innovative Fortschritte in allen Bereichen. Die Folgen der Covid-Pandemie verschärfen die Situation noch. Zugleich befindet sich Europa weiterhin im globalen Wettbewerb und kann sich daher bei den notwendigen Veränderungen keine Verzögerung leisten.
Dies gilt auch für den Ausbau der europäischen Kapitalmärkte. Zur Transformation der Wirtschaft müssen größere und gegebenenfalls mit höheren Risiken behaftete Investitionen als sonst üblich finanziert werden. Es ist daher unerlässlich, dass die EU das Potenzial ihrer Kapitalmärkte stärker ausbaut und ausschöpft, um die kapitalsuchenden Emittenten und die kapitalgebenden Anleger angemessen zusammenzuführen. Durch den Brexit wird der Zugang zu internationalem Kapital und damit einem erheblichen Teil des bisherigen Marktes der EU zudem erschwert.
Die EU-Kommission hat im September 2020 einen zweiten Aktionsplan „Kapitalmarktunion“ vorgelegt und darin neue Aktionen zur Vertiefung der Kapitalmarktunion angekündigt. Hierzu gehört auch die Überarbeitung einer Reihe von EU-Rechtsakten. Diese Maßnahmen sollen die Kapitalmärkte in der EU leistungsfähiger, effizienter und attraktiver machen.
Die Diskussion zur Kapitalmarktunion reicht von grundsätzlichen Fragen zu Sinn, Zweck, Ausrichtung und Realisierbarkeit dieses Projektes bis hin zu komplexen und mitunter kleinteiligen Aspekten der Regulierung sowie zivilrechtlicher Rahmenbedingungen. Richtig ist, dass sich die Vereinheitlichung der EU-Kapitalmärkte – trotz aller Dringlichkeit – nicht innerhalb kurzer Zeit oder mithilfe von nur wenigen Maßnahmen umsetzen lässt. Sie muss als politisches Projekt weiter entschieden vorangetrieben werden und sich auch als Markt geschäftlich entwickeln können. Dafür müssen die Konzeption und die einzelnen Umsetzungsmaßnahmen einem stimmigen Leitbild folgen.
Der Kapitalmarkt führt verschiedene Anleger und Investoren einerseits sowie Emittenten andererseits zusammen. Dabei spielen Banken als Mittler und zentrale Servicedienstleister eine wichtige Rolle; denn Anleger und Emittenten sind in der Regel Kunden der Banken. Der Kapitalmarkt braucht daher
- starke Banken, die Emittenten und Anleger begleiten und für effiziente, verlässliche Abläufe sorgen,
- starke Emittenten, die gute, transparente, verlässliche und nicht zuletzt renditestarke Anlagemöglichkeiten bieten, und
- starke Anleger, die an der Wertschöpfung und dem Entwicklungspotential der Emittenten teilhaben können, indem sie im Rahmen von Anlagemöglichkeiten das notwendige Kapital bereitstellen. Kleinanleger und professionelle Investoren tragen damit dazu bei, Innovation und Transformation nachhaltig zu finanzieren und dadurch Europa fit für die Zukunft zu machen.
Der Bankenverband hat ein Positionspapier veröffentlicht, in dem er – entlang dieser Leitlinie – zu den Maßnahmen im EU-Aktionsplan zur Kapitalmarktunion Stellung bezieht.