Wasserzeichen
FinanzbildungSchulbank

Deutlich mehr Firmeninsolvenzen 2024

21.03.2024Artikel
Dr. Henrik Meyer
background
hero

Der Kreditversicherer Allianz Trade prognostiziert für das laufende Jahr einen markanten Anstieg der Insolvenzzahlen in Deutschland. Laut einer aktuellen Studie wird erwartet, dass die Schieflagen von Unternehmen um 13 Prozent auf insgesamt 20.260 Fälle steigen. Besonders stark betroffen sind dabei das Gastgewerbe, der Handel, der Bau und Dienstleistungen für Unternehmen. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2023 hatte Allianz Trade auf diese Entwicklung hingewiesen, als die Insolvenzzahlen im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent zunahmen.

Ursächlich für diesen Anstieg sieht der dem Allianz-Konzern angehörende Kreditversicherer die schwache Konjunktur, strukturelle Herausforderungen und verschärfte Finanzierungsbedingungen. Eine Stabilisierung auf hohem Niveau wird erst im Jahr 2025 erwartet, wenn die erhoffte konjunkturelle Erholung eintritt. Für das kommende Jahr prognostiziert Allianz Trade 19.860 Insolvenzfälle in Deutschland.

Was ist eine Insolvenz?

Der Begriff „Insolvenz“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet, dass ein Schuldner – in diesem Fall ein Unternehmen – nicht mehr in der Lage ist, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, woraufhin das Unternehmen Insolvenz anmelden muss. Umgangssprachlich wird auch von einer Pleite, einem Konkurs oder einem Bankrott gesprochen, allerdings werden diese Begrifflichkeiten meist mit dem Ende der Geschäftstätigkeit eines Unternehmens in Verbindung gebracht wird. Bei einer Insolvenz ist dies nicht zwangsläufig der Fall.

Wenn ein Unternehmen Insolvenz anmeldet, gibt es zwei mögliche Verläufe des Insolvenzverfahrens: Die Zahlungsfähigkeit kann wiederhergestellt werden, oder das Unternehmen wird geordnet abgewickelt. Letzteres erfolgt in der Regel durch Verkauf oder Liquidation des Unternehmens. In beiden Fällen ist das Ziel, sicherzustellen, dass die Forderungen der Gläubiger bestmöglich bedient werden.

Deutschland im internationalen Trend

International, so ein weiteres Ergebnis der Studie, liegen die Insolvenzzahlen in den meisten Industrieländern bereits über dem Niveau von vor der Pandemie. In drei von vier Ländern stiegen die Insolvenzzahlen im Jahr 2023 erneut an, wobei die meisten von ihnen einen zweistelligen Anstieg verzeichneten. Insbesondere die USA (plus 40 Prozent) und die gesamte Eurozone (plus 14 Prozent) verzeichneten deutliche Anstiege, wobei die Niederlande (plus 52 Prozent), Frankreich (plus 35 Prozent) und Deutschland (plus 23 Prozent) an der Spitze lagen. Während der Corona-Pandemie gab es umfangreiche Staatshilfen, von denen auch Unternehmen profitiert hatten, denen es schon vor Ausbruch der Pandemie wirtschaftlich schlecht ging. Aus diesem Grund sind die Insolvenzzahlen während der Corona-Jahre in vielen Ländern gesunken. Hinzu kam, dass u.a. in Deutschland die Insolvenzantragspflicht zeitweilig gelockert wurde.

Für das laufende Jahr erwartet Allianz Trade infolge von Handelsunterbrechungen, geopolitischen Unsicherheiten und eines geringeren Wirtschaftswachstums einen weiteren Anstieg der Insolvenzzahlen. Mit plus 9 Prozent wäre der dritte Anstieg in Folge, wobei die USA (plus 28 Prozent), Spanien (plus 28 Prozent) und die Niederlande (plus 31 Prozent) besonders herausragen dürften.