Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde, künstliche Intelligenz – so viel scheint klar – wird Leben und Alltag der Menschen grundlegend verändern und ihnen wichtige Entscheidungen abnehmen. Das betrifft ganz unterschiedliche Bereiche des Lebens und der Wirtschaft: das autonome Fahren und die Energieversorgung, den Gesundheitsschutz und die Landwirtschaft, die Abwehr von Cyberangriffen oder auch die Risikoanalyse bei Finanzmarktgeschäften. Damit verbunden aber ist eine Reihe von ethischen Fragen, etwa wie verhindert werden kann, dass die KI einzelne Menschen bzw. Gruppen benachteiligt, und wer für Folgen und Fehler von Entscheidungen der „Maschinen“ die Verantwortung trägt.
Sieben Anforderungen
Vor diesem Hintergrund hat eine unabhängige, von der Europäischen Kommission eingesetzte Expertengruppe nun ihre ethischen Leitlinien für vertrauenswürdige künstliche Intelligenz vorgelegt. Darin enthalten sind sieben Anforderungen, die Vertrauen in KI schaffen sollen. Sie betreffen die Fragen nach der Kontrolle, der Sicherheit, dem Datenschutz, der Nichtdiskriminierung, der Nachhaltigkeit, der Verantwortlichkeit und der Transparenz der Algorithmen. Konkret geht es darum, zu verhindern, dass intelligente Systeme die Autonomie der Menschen verringern, einschränken oder fehlleiten. Die Algorithmen, auf denen die Systeme basieren, sollen Fehler und widersprüchliche Handlungen erkennen und damit umgehen können. Die Menschen wiederum müssen in der Lage sein, die volle Kontrolle über ihre Daten zu behalten. KI soll obendrein keine Menschen diskriminieren, also den Zugang zu allen Anwendungen sicherstellen. Sie soll auch so angelegt sein, dass sie das soziale Niveau und den Umweltschutz verbessert. Zudem wird Transparenz darüber angestrebt, warum ein System eine Entscheidung trifft und wer die Verantwortung dafür übernimmt.
Globaler Wettbewerbsvorteil erhofft
In einer Pilotphase sind nun erst einmal Unternehmen, Forscher und Behörden in der ganzen EU aufgerufen, vom Sommer an die ethischen Leitlinien auf ihre Praxistauglichkeit auszutesten. In einem zweiten Schritt möchte die Kommission diesen Ansatz der KI-Ethik auf die globale Ebene bringen. Um dies zu bewerkstelligen, will sie die Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Partnern wie Japan, Kanada oder Singapur verstärken und weiterhin eine aktive Rolle bei internationalen Diskussionen und Initiativen einschließlich der G7 und G20 spielen. Von den neuen ethischen Leitlinien verspricht sich die Kommission – ähnlich wie bei den strikten Datenschutzregeln – einen Vorteil im internationalen Wettbewerb: Die EU könne mit ihnen zum Weltmarktführer in vertrauenswürdiger KI werden, so die in Brüssel geäußerte Hoffnung.