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Einsatz von KI in Banken – Chancen & Herausforderungen

14.02.2024Artikel
Tobias Tenner
Valeria Aragonés Díaz
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In einer zunehmend digitalisierten Welt streben Banken danach, ihren Kunden noch effizientere und maßgeschneiderte Dienstleistungen anzubieten. Eine Technologie, die hierbei oft ins Rampenlicht rückt, ist Künstliche Intelligenz (KI). Welche Potenziale bietet KI im Bankensektor und wie können Kunden davon profitieren? Gibt es Hindernisse für eine verstärkte Nutzung von KI in Banken und, wenn ja, wie können sie überwunden werden?

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Die Einsatzmöglichkeiten von KI in der Bankenbranche reichen von der Optimierung von Geschäftsprozessen, über ein verbessertes Kundenerlebnis bis hin zu Empfehlungen für die Entscheidungsfindung des Kunden. Gemäß Branchenberichten nutzen bereits mehr als zwei Drittel der Banken und Versicherungen im deutschen Markt KI-Anwendungen. Dies zeigt, wie breitflächig KI in der Finanzbranche bereits implementiert ist und dass ihr Potenzial zur Verbesserung von Dienstleistungen und Prozessen erkannt wurde.

Potenziale und Herausforderungen

Künstliche Intelligenz hat hohes Potenzial für den Finanzsektor, um Innovationen zu beschleunigen und die Produktivität zu steigern. Produkte und Dienstleistungen können durch KI schneller, effizienter, kostengünstiger oder innovativer gestaltet werden. Trotz der Begeisterung für die Vorteile dieser Technologie müssen jedoch auch mit ihr verbundene Risiken beherrscht werden. Dafür notwendig sind Transparenz und eine verständliche Vermittlung der Anwendungsfälle gegenüber Dritten, eine solide Datengrundlage sowie die Vermeidung von Diskriminierung. Um dies sicherzustellen, müssen Regulierungsbehörden zentral eingebunden werden, die die Entwicklung von KI verstehen und überwachen können.

Aufzeichnung unserer Veranstaltung: Einsatz von KI in Banken - Chancen & Herausforderungen

Hinzu kommt die politische Perspektive: Die europäische KI-Strategie der Europäischen Kommission basiert auf zwei Kernprinzipien: Exzellenz und Vertrauen. Neben der Vermeidung von Risiken ist es wichtig, dass die EU in der KI-Entwicklung nicht zurückbleibt, sondern eine Führungsposition einnimmt. Daher versucht die Europäische Kommission durch finanzielle Förderung, aber auch durch einen leichteren Zugang zu Daten die Grundlage für die Entwicklung vom KI-Modellen in Europa zu verbessern. Als konkrete Unterstützung wurde beispielsweise auch gerade jüngst im Rahmen der Digitalstrategie der EU ein High-Performance-Computer speziell für KMUs zur Verfügung gestellt, um KI-Modelle besser trainieren zu können. Darüber hinaus rückt die Europäische Kommission zunehmend das Konzept des so genannten Sandboxing in den Fokus, um die Zusammenarbeit zwischen Behörden und dem Markt zu fördern./p>

In den Banken hat der Einsatz von KI und Big Data bereits zu zahlreichen Veränderungen insbesondere mit Blick auf die Kundenschnittstelle, das operative Geschäft und das Risikomanagement geführt. Neben dem Einsatz im Betrieb der Bank, unterstützen KI-Tools inzwischen auch Software-Ingenieure bei ihrer Arbeit, indem sie ein schnelleres Programmieren von ausführbarem Code ermöglichen und dessen Dokumentation nachvollziehbarer machen. KI findet auch Anwendung im Bereich der Content-Generierung, insbesondere bei der Verarbeitung großer Datenmengen wie beispielweise zur Erstellung von Entwicklungsprognosen.

Abwägung von Chancen und Risiken

Angesichts des großen Spektrums der Einsatzmöglichkeiten von KI ist es wichtig zu evaluieren, welche Prozesse problemlos automatisiert werden können, wo Mensch und Maschine sinnvoll interagieren können und in welchen Fällen der Mensch letztlich unverzichtbar bleibt. Gerade im Kontext der generativen KI sollte es nicht darum gehen, den Menschen einfach durch KI vollständig zu ersetzen, sondern ihn mithilfe der KI zu unterstützen und ihn zu befähigen, qualitativ bessere und schnellere Entscheidungen zu treffen. Damit kann eine gleichbleibend hohe Servicequalität erreicht und die Spitzen in der Arbeitsbelastung nivelliert werden.

Die zuletzt besonders rasanten Entwicklungen bei generativer KI machen sich Banken vermehrt in der Softwareentwicklung zunutze. Das führt einerseits zu höherer Produktivität, stellt andererseits aber auch größere Anforderungen an die IT-Organisation, die sich auf kürzere Release-Zyklen mit entsprechend häufigeren Updates und Testautomatisierungen einstellen muss. Große global agierende Softwareprovider setzen dabei verstärkt auf Cloud-Lösungen, und es ist zu erwarten, dass On-Premise-Implementierungen auf mittlere Sicht nicht mehr unterstützt werden. Dies stellt eine Herausforderung für Finanzdienstleister dar, die gezwungen sind, auf die Cloud umzusteigen, und damit möglicherweise in eine Abhängigkeitsspirale geraten.

Die verstärkte Nutzung von KI- und Cloud-Diensten hat auch Auswirkungen auf Energieverbrauch und IT-Kosten. Um diese Folgen im Blick zu behalten, empfiehlt es sich, die Überwachung von IT-Kosten und -Kapazitäten als festen Bestandteil in den Arbeitsalltag der Entwickler zu integrieren.

Die verstärkte Auslagerung in die Cloud hat jedoch auch zusätzlichen regulatorischen Aufwand zur Folge, der nicht jede Nutzung von KI sinnvoll erscheinen lässt und insbesondere vor dem Hintergrund der Wettbewerbsfähigkeit abgewogen werden muss.

Souveränität und Datenschutz

Wie bereits im Kontext der Cloud erwähnt, können durch KI beträchtliche Abhängigkeiten von Technologiepartnern entstehen. Damit eng verbunden ist die Frage der europäischen digitalen Souveränität vor dem Hintergrund der Dominanz ausländischer Technologieanbieter. Sich von ausländischen Anbietern komplett unabhängig zu machen, ist für die EU sicher kein praktikabler, realistischer Weg. Stattdessen gilt es für europäische Unternehmen, Technologiepartnerschaften einzugehen, um auf diese Weise den Zugang zu Technologie und Know-how aufrecht zu erhalten. Dabei ist es wichtig, für den Fall globaler Verwerfungen einen Plan B in Form eines darauf zugeschnittenen Betriebsszenarios zu haben.

Ein grenzüberschreitend ungehinderter Datenfluss ist eine wichtige Voraussetzung für die Kooperation mit ausländischen Partnern und ein zentraler Bestandteil gegenseitiger Handelsabkommen. Jedoch ist der Datenaustausch mit Ländern, die sehr unterschiedliche Datenschutzstandards haben, oft schwierig. Eine Pauschalforderung, Daten per se lokal vorhalten zu müssen, kann dabei nicht als zielführend betrachtet werden. Hingegen kann die Schulung vom Mitarbeitern im Umgang mit neuen Technologien oder eine stärkere Beachtung von Datenschutz und Sicherheitsstandards bei der beruflichen Nutzung individuell zugänglicher Plattformen dazu beitragen, rechtliche Risiken zu reduzieren.

Angemessene Regulierung nötig

Regulierung ist grundsätzlich kein Hemmnis für die digitale Transformation der Branche. Dies gilt aus Sicht der Experten auch für die europäischen KI-Verordnung, die einen verlässlichen Rechtsrahmen für KI-basierte Prozesse und Services bieten kann und der Förderung von Innovationen dient. Es gibt jedoch noch offene Fragen bezüglich der Anwendung der Verordnung im Finanzsektor. Insbesondere erscheint es notwendig, eine ausgewogene Balance zwischen den in ihr enthaltenen allgemeinen Prinzipien und speziellen Anforderungen an den Finanzmarkt zu finden.

Die in der KI-Verordnung vorgeschlagenen Prinzipien zielen darauf ab, Marktstandards zu schaffen und Flexibilität zu ermöglichen, um auf neue Entwicklungen reagieren zu können. Denn Regulierung bedeutet in diesem Sinne nicht, für jede Entwicklung ein neues Gesetz zu schaffen, sondern einen flexiblen Rahmen zu haben, der auch künftige Entwicklungen berücksichtigen kann.

Fazit

KI hat die Finanzdienstleistungsbranche bereits verändert – und sie wird sie weiter deutlich verändern. Neben einer hoch dynamischen Entwicklung in den Bankprozessen hat KI das Potenzial, das Kundenerlebnis auf eine neue Stufe zu heben. Ihre Implementierung ist jedoch kein trivialer Prozess, sondern erfordert eine gründliche Berücksichtigung von Regulierungs-, Sicherheits- und Technologieaspekten. Trotz dieser Herausforderungen erlebt die Finanzindustrie eine aufregende Zeit, da KI das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir Bankgeschäfte tätigen, grundlegend zu verändern.

Der Bankenverband wird sich dem Thema KI am 19. Februar 2024 von 17 Uhr bis 19 Uhr in einer weiteren Veranstaltung widmen. Sie trägt den Titel: „KI in Banken: Wie prägen neue Wettbewerber & innovative Leistungen für Kunden das Bankgeschäft der Zukunft?“. Nähere Infos dazu finden Sie hier.