Überblick
- Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiter auf Wachstumskurs. Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte wirken sich sowohl der Anstieg der Infektionszahlen sowie verschärfende Lieferengpässe bremsend auf die Prognosen aus.
- Die in diesem Jahr deutlich erhöhte Inflationsrate sollte im nächsten Jahr wieder sinken. Aus heutiger Sicht bestehen gute Chancen, dass sich die Teuerungsrate dann um das von der Europäischen Zentralbank angestrebte Inflationsziel von 2 % einpendelt.
- Mittelstand und Industrie blicken – unterstützt durch die niedrige Zahl an Unternehmensinsolvenzen – weiter optimistisch auf die kommenden Monate, doch bleiben zahlreiche Ungewissheiten. Zur Finanzierung der Transformation zu einer nachhaltigen und digitalen Wirtschaft müssen zeitnah Weichen nicht zuletzt auch für die Banken gestellt werden.
- Während die Kreditvergabe auf niedrigem Niveau verharrt und erst durch die vollständige Überwindung der Krise mit einem Anziehen der Nachfrage gerechnet werden kann, bleiben Zugang und Vergabe von Krediten entspannt.
- Die Diskussion um die Einführung eines Digitalen Euros enthält auch wichtige Komponenten für die Unternehmensfinanzierung – ein vom Bankenverband initiiertes Positionspapier der Deutschen Kreditwirtschaft sorgt für Aufklärung.
Inhalt
Konjunkturelle Entwicklungen in Deutschland
Wirtschaftswachstum spiegelt Schwankungen im Pandemieverlauf wider
Prognoseunsicherheit zum Jahresende wieder gestiegen
Inflationsrate wird im nächsten Jahr wieder sinken…
… mit der Chance, sich auf dem Zielniveau der EZB einzupendeln
Lage der Unternehmensfinanzierung
Ausblick trotz anhaltender Ungewissheiten weiterhin positiv
Weiterhin Entwarnung bei Unternehmensinsolvenzen
Richtige Weichenstellung für Aufbau und Transformation
Stabile Kreditinstitute für die Transformationsfinanzierung
Kreditnachfrage erneut rückläufig
Zugang und Vergabe von Unternehmenskrediten stabil
Relevanz des digitalen Euro für die Unternehmensfinanzierung
Herausforderungen im Geldsystem…
…mit großen Potenzialen für die künftige Unternehmensfinanzierung
Konjunkturelle Entwicklungen in Deutschland
Wirtschaftswachstum spiegelt Schwankungen im Pandemieverlauf wider
Nach einem deutlichen Rücksetzer bei der gesamtwirtschaftlichen Leistung zum Jahresauftakt (in den ersten drei Monaten sank die gesamtwirtschaftliche Leistung preis- und saisonbereinigt um -2,0 % gegenüber dem Vorquartal) ist die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal dieses Jahres wieder auf einen klaren Wachstumskurs zurückgekehrt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg gegenüber der Vorperiode um 1,6 %. Diese Entwicklung spiegelt zum größten Teil den Verlauf des Pandemiegeschehens in Deutschland wider.
Prognoseunsicherheit zum Jahresende wieder gestiegen
Die wieder zunehmende Unsicherheit für den Konjunkturausblick zum Jahresende hat vor allem zwei Ursachen. Zum einen die weltweit wieder zunehmenden Infektionszahlen, die vor allem auf Virusmutationen zurückzuführen sind. Zum anderen klagen gerade in der global besonders stark vernetzten deutschen Wirtschaft immer mehr Unternehmen über Liefer- und Produktionsengpässe.
Inflationsrate wird im nächsten Jahr wieder sinken…
Mit der wirtschaftlichen Erholung und den sich weltweit bemerkbar machenden Lieferengpässen ist es zu einem deutlichen Auftrieb bei der Preisentwicklung gekommen. In Deutschland kommen noch Sonderfaktoren, wie die höhere CO2-Bepreisung zum Jahresbeginn sowie Verzerrungen durch die zuvor im zweiten Halbjahr 2020 reduzierte Mehrwertsteuer hinzu.
… mit der Chance, sich auf dem Zielniveau der EZB einzupendeln
Aktuell werden die Inflationsprognosen für die kommenden beiden Jahre sowohl für Deutschland als auch für den Euroraum vereinzelt etwas angehoben. Diese Änderungen werden meist mit allmählich durchsickernden strukturellen Faktoren begründet, wie zum Beispiel mit den im Zuge notwendiger klimapolitischer Maßnahmen wohl weiter anziehenden Energiepreisen bzw. mit dauerhaften Veränderungen in den globalen Produktions- und Lieferketten.
Lage der Unternehmensfinanzierung
Ausblick trotz anhaltender Ungewissheiten weiterhin positiv
Parallel zu den Konjunkturerwartungen nimmt die Stabilisierung der allermeisten Unternehmen angesichts der wachsenden Impfquote sowie steigender Nachfrage weiter zu, doch bestehen aufgrund des unklaren Verlaufs einer möglichen vierten Infektionswelle, wie sie in einzelnen Schwellenländern bereits im vollen Gange ist, weiter Unsicherheiten.
Weiterhin Entwarnung bei Unternehmensinsolvenzen
Gestützt wird diese Einschätzung durch die anhaltend niedrige bis rückläufige Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen: Laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts fiel die Anzahl an Firmenpleiten im Mai 2021 um 25 % gegenüber dem Vorjahr. Auch die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen stagniert auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie im Vormonat bzw. Vorjahresmonat.
Richtige Weichenstellung für Aufbau und Transformation
Branchenübergreifend zurückhaltend hat sich zuletzt die Nachfrage nach Liquiditätshilfen der KfW bzw. den Unternehmenshilfen des Bundes entwickelt. Seit Jahresanfang wurden über 40 Mrd. Euro an Hilfen bereitgestellt, davon knapp 7 Mrd. Euro in Form der KfW-Corona-Kredite und über 31 Mrd. Euro mittels nicht-zurückzahlbarer Zuschüsse, zuletzt überwiegend in Form der Überbrückungshilfe III.
Stabile Kreditinstitute für die Transformationsfinanzierung
Banken können und wollen ihrerseits einen entscheidenden Teil zur Finanzierung der Transformation beitragen und stehen ihren Unternehmenskunden solide kapitalisiert und verlässlich beratend zur Seite. Oftmals haben sie bei der Implementierung von Nachhaltigkeitsaspekten eine entscheidende Rolle. Somit geht es zwar nicht ohne Banken, aber auch nur gemeinsam mit dem Kunden.
Kreditnachfrage erneut rückläufig
Das ausstehende Kreditvolumen von Unternehmen und Selbstständigen hat sich im zweiten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorquartal verringert. Für die Entwicklung im Vergleich zum Vorjahresquartal gilt: Gegenüber dem damals sehr hohen Kreditvolumen verzeichneten die Banken insgesamt mit -0,5 % (erstmals seit 2014) ein negatives Wachstum.
Zugang und Vergabe von Unternehmenskrediten stabil
Dass die stagnierende Kreditnachfrage ihren Ursprung eher in einer Sättigung und weniger in Zugangs- oder Vergabebedingungen haben, bekräftigen Banken und Unternehmen gleichermaßen in ihren Einschätzungen für die kommenden Monate: Aufseiten der Kreditinstitute bestätigen die im aktuellen Bank Lending Survey der EZB befragten deutschen Banken für das vergangene Quartal eine Lockerung der Kreditrichtlinien.
Relevanz des digitalen Euro für die Unternehmensfinanzierung
Herausforderungen im Geldsystem…
Unser Geldsystem wird gegenwärtig von drei signifikanten Trends herausgefordert bzw. in Frage gestellt: Erstens ist, verstärkt durch die Pandemie, ein verändertes Verbraucherverhalten durch vermehrtes digitales Bezahlen und dem Rückgang der Nutzung von Bargeld erkennbar.
…mit großen Potenzialen für die künftige Unternehmensfinanzierung
Die Deutsche Kreditwirtschaft hat unter Projektleitung des Bankenverbands das Positionspapier „Europa braucht neues Geld – Das Ökosystem aus CBDC, Giralgeldtoken und Triggerlösung“ zum digitalen Euro veröffentlicht, das dieses Thema im Detail beleuchtet.