Die neue Bundesregierung will ausweislich des Koalitionsvertrags stärker als ihre Vorgänger auf Aktien setzen. So wollen die Ampelparteien in der Altersvorsorge die Kapitaldeckung stärken. Doch was sind eigentlich die Vorteile der Aktienanlage und wie können sie bei der Vermögensbildung und in der Altersvorsorge genutzt werden?
Mit Aktien höhere Renditen erzielen
Aktien sind Renditeraketen für das eigene Depot. Je länger der Anlagezeitraum, desto größer die Chance auf attraktive Renditen. Das DAX-Rendite-Dreieck des Deutschen Aktieninstituts zeigt, dass eine breitgestreute Aktienanlage langfristig Top-Performer im Depot ist: Wer seit 1991 Monat für Monat Geld in den Deutschen Aktienindex investierte, konnte sich 2021 über eine jährliche Rendite von durchschnittlich 7,3 Prozent freuen. Bei monatlichen Sparraten von 50 Euro wuchsen die Ersparnisse in den 30 Jahren von 18.000 Euro auf 62.000 Euro an. Damit hat sich das eingezahlte Geld mehr als verdreifacht. Das bedeutet einen Gewinn von 44.000 Euro. Eine ansehnliche Summe, vor allem, wenn man bedenkt, dass in diesem Zeitraum die Börse wegen Dotcom-Blase, Finanzkrise und Corona mehrmals kurzfristig in die Knie ging. Eine langfristige, breit gestreute Aktienanlage entfaltet ihr Potenzial über viele Jahre und Jahrzehnte und ist damit das ideale Instrument für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge.
Aktienanlage überzeugt immer mehr Deutsche
Immer mehr Bürgerinnen und Bürger in Deutschland erkennen die Ertragsvorteile der langfristigen Aktienanlage. 2020 ist die Zahl der Menschen, die mit Aktien sparen, im Vergleich zum Vorjahr um fast drei Millionen auf insgesamt 12,4 Millionen angestiegen. Insbesondere die Generation der Unter-30-Jährigen interessierte sich für die Aktienanlage. Mehr als eine halbe Million junge Erwachsene investierten in Aktien oder Fonds – eine Steigerung von fast 70 Prozent im Vergleich zum Jahr davor.
Aktien in der Altersvorsorge: Drei Fliegen mit einer Klappe
Wie aber wird aus dieser positiven Momentaufnahme eine nachhaltige Entwicklung? Hier ist die Politik am Zug. Sie muss durch richtige Rahmenbedingungen dafür sorgen, dass mehr Menschen die attraktiven Renditen von Aktien nutzen. Ein wichtiger Hebel dafür ist, Aktien zu einem festen Bestandteil der Altersvorsorge in Deutschland zu machen. Andere Länder sind diesen Weg schon erfolgreich gegangen. So spielen Aktien beispielsweise in Schweden oder den USA in der Altersvorsorge eine herausragende Bedeutung. Drei Dinge können wir von diesen beiden Ländern lernen:
- Ein Ansparverfahren mit Aktien in der Altersvorsorge liefert attraktive Renditen. Die Abhängigkeit vom Umlageverfahren sinkt. Die negativen Auswirkungen des demografischen Wandels können abgefangen und der Lebensstandard im Alter gesichert werden.
- Mit Aktien in der Altersvorsorge sammeln die Menschen positive Erfahrungen mit dieser Anlageklasse, und ihre Scheu vor Aktien sinkt. Ein Schub für die Aktienkultur ist die Folge. So besitzt in den USA und Schweden jeder zweite Haushalt Aktien, in Deutschland ist es dagegen nur jeder Fünfte über 14 Jahren, der in Aktien oder Investmentfonds angelegt hat.
- Je mehr in der heimischen Altersvorsorge auf Aktien gesetzt wird, desto besser sind die Finanzierungsmöglichkeiten von innovativen Unternehmen im Land. Fließt ein Teil der Altersvorsorgegelder an den Kapitalmarkt, entstehen Pensionsfonds, die als finanzkräftige Kapitalsammelstellen die Ruhestandsgelder der Bevölkerung national wie global anlegen.
In den USA und Schweden hat die Einführung einer aktienorientierten Altersvorsorge dazu geführt, dass sich leistungsfähige Kapitalmärkte mit einer großen Dynamik bei Börsengängen entwickelt haben. Deutschland dagegen fehlt gemessen an seiner Wirtschaftskraft bislang ein entsprechend leistungsfähiger Kapitalmarkt. Die neue Bundesregierung muss dieses Potenzial jetzt heben.
Grünes Licht für die aktienbasierte Altersvorsorge notwendig
Dreh- und Angelpunkt ist ein aktienbasiertes Ansparverfahren in der Altersvorsorge, von dem möglichst viele Bürgerinnen und Bürger profitieren. Hierfür braucht es eine automatische Einbeziehung der Menschen in das Verfahren mit der Möglichkeit des Widerspruchs (Opt-out). Großbritannien hat mit diesem Mechanismus sehr gute Erfahrungen in der betrieblichen Altersvorsorge gemacht. Innerhalb von drei Jahren stieg der Anteil derjenigen, die an der betrieblichen Altersvorsorge teilnahmen, um 32 Prozentpunkte. Zehn Millionen zusätzliche Sparerinnen und Sparer sorgen damit für ihr Alter vor.
Wichtig ist ebenso, ein leicht verständliches und kostengünstiges Standardprodukt anzubieten, das die Menschen abholt, die nicht in die Details der verschiedenen Altersvorsorgeprodukte eintauchen wollen. Um ausreichend Wettbewerb zu gewährleisten, sollte dieses Standardprodukt privatwirtschaftlich angeboten werden.
Last but not least: Auf Kapitalgarantien wie Beitragsgarantien oder Mindestverzinsungen, wie sie derzeit bei Riester oder größtenteils in der betrieblichen Altersvorsorge vorgeschrieben sind, muss verzichtet werden. Kapitalgarantien erschweren den optimalen Einsatz von Aktien. Mit der Folge, dass ein zu großer Anteil der gesparten Beträge in festverzinsliche Anlagen fließt, die im derzeitigen Niedrigzinsumfeld keine Erträge erwirtschaften.
Fazit
Aktien in der Altersvorsorge? Unbedingt! Die Regierungsparteien schlagen mit mehr Kapitaldeckung in der gesetzlichen Rente und dem Vorschlag, in der privaten Altersvorsorge Produkte mit höheren Renditen zuzulassen, endlich den richtigen Weg ein. Nun gilt es, diesen konsequent zu Ende zu gehen. Ziel muss es sein, dass breite Bevölkerungsschichten über die Altersvorsorge von den Vorteilen der Aktienanlage profitieren. Die Ampel muss daher grünes Licht für Aktien in der Altersvorsorge geben.