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Auslandsgeschäft des Mittelstands: Sorgen wegen USA

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Dr. Henrik Meyer

Anhaltende geopolitische Spannungen in der Ukraine und im Nahen Osten, eine wachsende Exportkonkurrenz durch China in wichtigen Schlüsselindustrien und die protektionistische Handelspolitik der USA belasten die Exportfähigkeit der Unternehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung deutscher Mittelständler im Auftrag von KfW Research, die im Januar durchgeführt und im Mai veröffentlicht wurde.

Insgesamt zeigt die Umfrage, dass sich die schon zuvor schwache Entwicklung des Auslandsgeschäfts der mittelständischen Unternehmen fortgesetzt hat: Während 21 Prozent aller auslandsaktiven Firmen im Jahr 2024 wachsende Auslandsumsätze verzeichnen konnten, berichten 25 Prozent über sinkende Umsätze. Immerhin: 38 Prozent der im Ausland tätigen Unternehmen halten ein moderates Wachstum ihres Auslandsgeschäfts in den kommenden drei Jahren für wahrscheinlich. Allerdings rechnet nur 1 Prozent mit einem starken Wachstum, während 20 Prozent von leicht rückläufigen Umsätzen im Ausland und weitere 8 Prozent von einem starken Einbruch ausgehen.

Unternehmen mit US-Geschäft eher pessimistisch

Vergleichsweise groß ist die Besorgnis unter Mittelständlern mit Geschäftsbeziehungen in den USA. Von ihnen befürchten 34 Prozent eher negative, weitere 9 Prozent sogar sehr negative Auswirkungen der neuen US-Politik auf das eigene Unternehmen, wobei die Umfrage stattfand, noch bevor US-Präsident Donald Trump seine radikale Zollpolitik ankündigte.

Allerdings hielt auch ein kleiner Teil von 7 Prozent positive Effekte auf das eigene Unternehmen für wahrscheinlich. So könnten beispielsweise Mittelständler mit einem Produktionsstandort in den USA von einer Senkung der US-Unternehmenssteuern profitieren, wie sie Trump im Wahlkampf angekündigt hatte. 


Gegenwärtig haben gut 16 Prozent der 3,8 Millionen deutschen Mittelständler Kunden, Lieferanten, Wettbewerber oder eigene Standorte in den Vereinigten Staaten – ein etwas geringerer Anteil als noch vor sechs Jahren. Am häufigsten bestehen Kundenbeziehungen: Knapp 9 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen setzen ihre Produkte oder Dienstleistungen direkt in den USA ab, weitere 5 Prozent liefern diese an Kunden in Deutschland oder anderen EU-Ländern, die wiederum in die USA exportieren. Nur etwa 4 Prozent der Unternehmen haben Zulieferer in den USA

Stärkere Verflechtungen des verarbeitenden Gewerbes

Eigene Produktions- oder Vertriebsstandorte in den Vereinigten Staaten unterhalten nur sehr wenige kleine und mittlere Unternehmen. Noch seltener sind Beteiligungen von über 10 Prozent an US-amerikanischen Unternehmen. Alles in allem gibt es ein deutliches Größengefälle: Unter Mittelständlern mit 50 und mehr Beschäftigten haben fast 32 Prozent Geschäftsbeziehungen in den USA – im Vergleich zu weniger als 16 Prozent der Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten. Unterschiede gibt es auch zwischen den einzelnen Branchen. Besonders stark sind die Verflechtungen des Verarbeitenden Gewerbes. Hier haben rund 28 Prozent der Unternehmen direkte Verbindungen in die USA – im Dienstleistungssektor dagegen nur 18 Prozent, im Groß- und Einzelhandel sogar nur 12 Prozent.

Mittel- und Osteuropa werden wichtiger

Insgesamt bleiben europäische Länder – insbesondere in direkter Nachbarschaft zu Deutschland – die wichtigsten Exportziele. Der Anteil auslandsaktiver Mittelständler mit Umsätzen in Russland ist infolge des Handelsembargos zwischen 2015 und 2023 von 11 Prozent auf 1 Prozent zurückgegangen. In China waren zuletzt nur noch 7 Prozent statt vormals 11 Prozent der Auslandsaktiven engagiert. Perspektivisch dürfte die Bedeutung Europas für das mittelständische Auslandsgeschäft weiter zunehmen. Vor allem Mittel- und Ostmitteleuropa werden nach Einschätzung der Unternehmen in den kommenden drei Jahren stark an Attraktivität gewinnen, während China und das Vereinigte Königreich weiter an Bedeutung verlieren werden.

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