Persönlicher Umgang mit Geld

Persönlicher Umgang mit Geld

Geld ist ein sehr privates Thema, mit dem jede und jeder etwas anderes verbindet. Eure Einstellung zu Geld und der Umgang damit werden stark durch individuelle Erfahrungen, persönliche Werte und euer soziales Umfeld geprägt. Geld betrifft euch jeden Tag – ob ihr wollt oder nicht. 

Wer die eigenen Finanzen im Griff hat, gewinnt Freiheit, Sicherheit und Entscheidungsspielraum. Genau darum geht es hier.

Reflexionsfragen 

Um besser zu verstehen, wie ihr in Bezug auf Geld tickt, hilft es, euch selbst ein paar Fragen zu beantworten:

- Wer oder was beeinflusst mein persönliches Verhalten mit Geld?
- Wo und von wem habe ich etwas über einen guten Umgang mit Geld gelernt?
- Was war meine größte finanzielle Ausgabe?
- Was war mein größter finanzieller Fehler? Was habe ich daraus gelernt?

Die Einflüsse lassen sich in drei zentrale Bereiche unterteilen:

  1. Psychologische Mechanismen rund ums Geld sind automatische Denkmuster und Reaktionen, die in eurem Gehirn ablaufen.
  2. Soziale und wirtschaftliche Ausgangslage ist das Umfeld, in dem ihr aufwachst und lebt. Dazu zählen unter anderem eure soziale Herkunft, euer Bildungsgrad und eure Einkommenssituation. Alle diese Faktoren prägen euren Zugang zu Geld entscheidend mit.
  3. Die eigene Finanzpersönlichkeit entsteht aus euren Werten und Einstellungen, eurem Wissen und euren Fähigkeiten. Diese Werte werden oft schon früh im Leben geformt, insbesondere durch Eltern und andere wichtige Bezugspersonen.
Grundlegende Fähigkeiten in Bezug auf Geld

Grundlegende Fähigkeiten in Bezug auf Geld

Jetzt habt ihr euch Gedanken über eure eigenen prägenden Erfahrungen und Einstellungen rund ums Geld gemacht. Wenn ihr euer eigenes Verhalten erst einmal durchschaut habt, lässt es sich bewusster und nach den eigenen Vorstellungen verändern.
Um einen guten Umgang mit Geld zu etablieren, braucht es nur einige grundlegende Fähigkeiten, die jede und jeder erlernen kann:

1. Das eigene Budget im Griff haben 

Geld in der Hand haben

Das eigene Budget im Griff zu haben bedeutet einen klaren Überblick über die eigenen Einnahmen und Ausgaben zu haben und sicherzustellen, dass die Ausgaben dauerhaft nicht höher sind als die Einnahmen. Nur wer seine finanzielle Situation regelmäßig analysiert und realistisch plant, kann fundierte Entscheidungen treffen und finanziell nachhaltig handeln. 

Daumenregel: Die 50/30/20-Regel

Ich teile mein Haushaltseinkommen wie folgt auf:
- 50 % für „Brauchen und Müssen“-Ausgaben: Die Hälfte meines Einkommens plane ich für alles ein, was ich wirklich brauche oder wozu ich vertraglich verpflichtet bin – also Dinge wie Miete, Lebensmittel oder Versicherungen.
- 30 % für „Wollen“-Ausgaben: Diesen Teil kann ich für Dinge nutzen, die ich mir gerne gönne – zum Beispiel Ausgehen, Hobbys oder neue Kleidung.
- 20 % für Ausgaben zum Vorsorgen: Diesen Anteil lege ich beiseite, um zu sparen oder zu investieren – für später oder unerwartete Ausgaben.

Challenge

Ladet euch eine kostenlose und gut bewertete „Finanz-Tracker-App“ herunter und zeichnet eine Woche lang eure Einnahmen und Ausgaben auf. Seht euch am Ende einer Woche die Liste genau an. 

- Welche Ausgaben überraschen euch?
- Habt ihr Gewohnheiten, die euch regelmäßig Geld kosten?
- Auf welche Ausgaben hättet ihr verzichten können?

2. Kaufentscheidungen bewusst treffen

Stellt euch diese Fragen: Was brauche ich und was will ich im Leben? Sind meine Kaufentscheidungen ein Spiegelbild dessen, was ich im Leben schätze und priorisiere?

Daumenregel: Brauchen oder Wollen?

Bevor ich etwas kaufe, frage ich mich, ob ich es brauche oder will.

3. Sich äußerer Einflüsse bewusst sein

Viele äußere Faktoren beeinflussen eure täglichen Entscheidungen, auch unbewusst. Dagegen könnt ihr nicht viel tun, aber ihr könnt euch ihrer Wirkung bewusst werden. Achtet genau darauf, welche äußeren Faktoren wie Gruppendruck und Werbung eure Kaufentscheidungen beeinflussen.

4. Auf Unerwartetes vorbereitet sein 

Unerwartete Reparaturkosten einkalkulieren

Ihr könnt euch auf viele Dinge im Leben vorbereiten, doch es kann unerwartete finanzielle Ereignisse geben, die euch aus der Bahn werfen. Darauf vorbereitet zu sein, bedeutet, sich eine Rücklage aufzubauen. Mit einem Notgroschen könnt ihr euch dafür absichern.

Daumenregel: Der Notgroschen

Ich habe immer so viel Geld als Sparguthaben, dass ich drei bis sechs Monate lang meine Grundbedürfnisse wie Miete und Lebenshaltungskosten zahlen kann – auch wenn ich meinen Job verliere oder krank werde.

5. Finanzielle Ziele setzen und diese erreichen

Ein Blick in die Zukunft ist für einen guten Umgang mit Geld unerlässlich. Wir empfehlen euch, Ziele zu setzen, die ihr kurz-, mittel- und langfristig erreichen wollt. Und um sie zu erreichen, überweist ihr den passenden Sparbetrag am Anfang des Monats, wenn ihr euer Gehalt erhaltet.

6. Für das Alter vorsorgen

Sich auf den Ruhestand vorzubereiten, ist ein wichtiger Schritt, um das Leben später in vollen Zügen genießen zu können. Wisst ihr, wie viel Rente euch zur Verfügung stehen wird? Wie groß ist der Unterschied zu eurem jetzigen Gehalt? Was könnt ihr heute tun, um euch das gewünschte finanzielle Leben für eure Rentenjahre zu sichern? Weitere Informationen dazu findet ihr im Abschnitt zur Altersvorsorge.

Hürden clever überwinden

Hürden clever überwinden 

Es ist aber nicht immer einfach, sich um diese Dinge zu kümmern, oder? Warum ist das so?

Wenn es ums Geld geht, treffen wir Entscheidungen oft nicht nur mit dem Verstand, sondern auch aus dem Bauch heraus und genau da verstecken sich einige typische Hürden. 

Ein Beispiel: Wir belohnen uns lieber sofort – etwa mit einem Spontankauf oder einem schönen Abendessen –, weil uns das unmittelbar ein gutes Gefühl gibt. Die positive Wirkung des Sparens für später bleibt hingegen lange unsichtbar und fühlt sich oft weit entfernt an. 

Oder: Versicherungen, Kredite, Altersvorsorge - alle diese Themen sind oft so umfassend und kompliziert aufbereitet, dass unser Gehirn schnell in den Überforderungsmodus kippt. Dieses Phänomen nennt man „kognitive Überlastung“.

Häufig kommt auch die Empathie-Lücke ins Spiel: Wir können uns nur schwer vorstellen, wie es uns mit 70 wirklich geht – also schieben wir beispielsweise das Thema Rente weit von uns weg.

Unsere Gewohnheiten tragen ebenfalls ihren Teil bei: Wer zum Beispiel regelmäßig kontaktlos zahlt und selten auf das Bankkonto sieht, verliert leicht den Überblick über die eigenen Ausgaben. 

Gleichzeitig ist unser Gehirn darauf programmiert, die Welt durch eine rosarote Brille zu sehen. Viele Menschen glauben zum Beispiel, sie hätten ihre Finanzen besser im Griff als andere, und unterschätzen mögliche Risiken oder Ausgaben. Hier haben wir es mit der Selbstüberschätzung zu tun. 

Und dann sind da noch die sozialen Normen: Wenn im eigenen Umfeld kaum über Geld gesprochen wird oder Konsum als selbstverständlich gilt, fällt es schwer, sich mit den eigenen Finanzen bewusst auseinanderzusetzen. Dabei ist genau das entscheidend: Denn wer sich mit Geld aktiv und reflektiert beschäftigt, gewinnt nicht nur Kontrolle, sondern auch ein Stück Unabhängigkeit.

Challenge

Mit diesen Hinweisen könnt ihr eingefahrene Denkpfade verlassen und euren Umgang mit Geld nachhaltig verbessern.

- Fragt euch vor dem nächsten Einkauf: „Brauche ich das oder will ich das?“
- Macht euch in Überlastungssituationen die eigenen Prioritäten bewusst, um richtige Entscheidungen zu treffen. 
- Trefft finanzielle Entscheidungen nur in einem emotionalen „Normalzustand“. Wenn ihr gerade wütend, traurig oder euphorisch seid: Schlaft lieber eine Nacht drüber.
- Checkt regelmäßig eure Ausgaben: So kommen unbewusste Gewohnheiten ans Licht, die euch vielleicht mehr kosten, als ihr denkt.
- Überlegt euch, welche unvorhersehbaren Ereignisse eintreten könnten, und beginnt damit, einen entsprechenden Notgroschen aufzubauen. 
- Lasst euch nicht von den Meinungen und dem Konsumverhalten eures Umfelds lenken. Fragt euch vor großen Konsumentscheidungen: „Warum will ich das?“

Monatlicher Finanz-Habit-Tracker

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Andrea Grabner

Kontakt

Andrea Grabner

Leiterin Finanzbildung