Über Geld sprechen

Über Geld sprechen

Über Geld zu sprechen ist nach wie vor häufig ein Tabu. Gerade in Beziehungen wird das vermeintlich unromantische Thema oft ausgeklammert. Aber: Besonders in Partnerschaften ist es wichtig, das Thema Geld anzusprechen, um langfristig eine offene Kommunikation zu fördern und gemeinsam Ziele zu definieren.

 

Reflexionsfragen
Vor dem Gespräch mit eurem Partner oder Partnerin ist es sinnvoll, einen Blick auf die eigene Prägung zu werfen:
- Wie wurde in meiner Familie mit Geld umgegangen?
- Welchen Stellenwert hatte Geld früher und welchen hat es heute für mich? 
- Welche Emotionen verbinde ich mit Geld? 

Um sanft zu beginnen: Es reicht oft schon, eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, in der ihr ohne Hemmungen über eure Werte, Prioritäten, Wünsche und auch Ängste rund um das Thema Geld sprechen könnt. Denn letztlich spiegelt der Umgang mit Geld auch wider, wie wir unser Leben gestalten wollen. Und die Gespräche helfen dabei, Haltungen und Entscheidungen des anderen besser zu verstehen. Wenn jemand zum Beispiel in einem Elternhaus mit finanziellen Schwierigkeiten aufgewachsen ist, erklärt das vielleicht, warum diese Person bei Geldanlagen besonders vorsichtig ist und/oder ein hohes Sicherheitsbedürfnis hat.

Wenn die Basis einmal steht, ist es hilfreich, Geldgespräche regelmäßig zu führen und als festen Bestandteil eures Miteinanders zu sehen. Denn früher oder später wird Geld in jeder Beziehung zum Thema. Wer darauf vorbereitet ist und sich bereits offen damit auseinandergesetzt hat, beugt nicht nur Konflikten vor, sondern stärkt auch das gegenseitige Vertrauen und die Beziehung insgesamt.

Daumenregel: Mein Geldverhalten verstehen
Wenn ich verstehe, woher meine Einstellungen und Verhaltensmuster kommen, fällt es mir leichter, offen und selbstbewusst mit meinem Partner bzw. meiner Partnerin über Geld zu sprechen.

Challenge
Vereinbart ein Geld-Date mit eurem Partner oder eurer Partnerin, um über das Thema Geld ins Gespräch zu kommen. Folgende Fragen helfen beim Einstieg: 
- Was ist dir beim Umgang mit Geld wichtig?
- Was würdest du tun, wenn du unendlich viel Geld hättest?
- Was würde passieren, wenn du viel Geld verlieren würdest? 
- Welche Dinge sind dir – ganz unabhängig von Geld - besonders wichtig?
Besteht schon eine vertrauensvolle Gesprächsbasis, können in einem nächsten Schritt auch folgende Fragen geklärt werden:
- Wie hoch sind deine Einnahmen und Ausgaben?  
- Welche finanziellen Verpflichtungen hast du?
- Welche finanziellen Wünsche und Ziele hast du? 
- Wie stellst du dir dein Leben in 5/10/20 Jahren vor?

Finanzielle Fairness in der Partnerschaft

Finanzielle Fairness in der Partnerschaft

Für die ausgeglichene Organisation gemeinsamer Finanzen gibt es kein allgemeingültiges Rezept – der Umgang damit ist so individuell wie jede Partnerschaft auch. Dennoch gibt es einige bewährte Modelle, die euch als Orientierung dienen können: 

50:50-Modell

Alle laufenden gemeinsamen Kosten – wie Miete, Lebensmittel, Versicherungen oder Strom – werden zu gleichen Teilen auf beide Partner verteilt. Dieses Modell ist unkompliziert und wirkt auf den ersten Blick fair. Allerdings kann es bei unterschiedlich hohen Einkommen schnell zu einem Ungleichgewicht führen.

Einkommensabhängige Aufteilung (prozentual)

Hier werden die Ausgaben entsprechend dem jeweiligen Nettoeinkommen aufgeteilt. Wer mehr verdient, übernimmt einen größeren Anteil der gemeinsamen Kosten. Das kann bei unterschiedlich hohen Einkommen für eine gleichberechtigte Aufteilung sorgen.

Berücksichtigung individueller Ausgabenentscheidungen

Unterschiedliche Vorlieben beim Einkaufen sind ganz normal. Wenn eine Person in der Partnerschaft großen Wert auf bestimmte (teurere) Marken oder hochwertige Produkte legt, kann es fair sein, solche Ausgaben getrennt zu betrachten oder eine spezifische Regelung zu vereinbaren.

Unabhängig vom gewählten Aufteilungsmodell ist entscheidend, dass der Partner bzw. die Partnerin das Gefühl haben, eine für ihre individuelle Situation gerechte und faire Lösung gefunden zu haben, die ihnen langfristig Unabhängigkeit und Selbstbestimmung ermöglich.

Daumenregel: Gemeinsam über Geld reden
Ich nehme mir regelmäßig Zeit für Geld-Dates mit meinem Partner oder meiner Partnerin, um über unsere Gedanken, Wünsche und Bedürfnisse rund ums Geld zu sprechen.

Was Geld mit Beziehungsformen zu tun hat

Was Geld mit Beziehungsformen zu tun hat

Ein Aspekt, der häufig vergessen wird: Auch die gewählte Beziehungsform hat Einfluss auf das Geldleben in einer Partnerschaft. Je nachdem, wie Paare zusammenleben – ob verheiratet oder unverheiratet –, ergeben sich unterschiedliche finanzielle Vor- und Nachteile. 

Daumenregel: Geldbewusst in jeder Beziehung
Ich bin mir bewusst, welche Vor- und Nachteile meine aktuelle Beziehungsform beim Thema Finanzen mit sich bringt.

Die Ehe

Mit der Eheschließung verpflichten sich die Eheleute zur ehelichen Lebensgemeinschaft und tragen füreinander Verantwortung. Darunter wird verstanden, dass beide voneinander Treue, Achtung, Rücksicht, Beistand und häusliche Gemeinschaft verlangen können. In finanzieller Hinsicht bietet eine Heirat wichtige finanzielle Vorteile und Absicherungen: Ehepaare können Steuern sparen durch das Ehegattensplitting, haben Anspruch auf gegenseitigen Unterhalt bei Trennung und profitieren von rechtlichen Schutzmaßnahmen bei Vermögensaufteilung. Auch im Erbfall sind Eheleute besonders abgesichert. 

In Deutschland können alle Paare heiraten, unabhängig vom Geschlecht.

Nicht eheliche Lebensgemeinschaft (ohne Trauschein)

Unverheiratete Paare genießen keinen gesetzlichen finanziellen Schutz wie Ehepaare. Bei Trennung gibt es keinen Unterhaltsanspruch, im Todesfall kein automatisches Erbrecht und keine Hinterbliebenenrente. Auch Steuervorteile wie das Ehegattensplitting entfallen. 

Ein Partnerschaftsvertrag kann helfen, finanzielle Regelungen festzulegen – etwa zur Aufteilung laufender Kosten oder zu Vermögenswerten bei einer Trennung. Ohne solche Vereinbarungen bleibt jeder Partner bzw. jede Partnerin rechtlich und finanziell eigenständig.
 

Challenge
Eine gelingende Partnerschaft verbindet gegenseitige Fürsorge mit finanzieller Sicherheit und persönlicher Freiheit. Klärt gemeinsam diese wichtigen Fragen, um eure finanzielle Zukunft als Paar auf ein solides Fundament zu stellen:
- Welche finanziellen Folgen hat unsere aktuelle Beziehungsform für unsere jeweilige finanzielle Unabhängigkeit und langfristige Absicherung?
- Brauchen wir zusätzliche Vereinbarungen, zum Beispiel für den Krankheits-, Trennungs- oder Todesfall?
- Wie regeln wir unsere Konten?
- Haben wir ein Gemeinschaftskonto für gemeinsame Ausgaben?
- Wer hat auf welches Konto Zugriff?

Trennung und Scheidung

Trennung und Scheidung 

In Deutschland endet etwa jede dritte Partnerschaft mit einer Scheidung bzw. Trennung. Neben der emotionalen Herausforderung, die ein solcher Schritt bedeutet, gibt es auch aus finanzieller Sicht viele Dinge zu beachten. Hier ein einfacher Überblick:

Unterhaltspflichten

Ob jemand nach einer Trennung Anspruch auf Ehegattenunterhalt hat, hängt von verschiedenen Parametern ab. Wichtig: Es gibt keinen automatischen Anspruch auf Unterhalt – alles hängt vom Einzelfall ab. Daher ist persönliche Beratung in diesem Fall besonders sinnvoll.

Egal ob verheiratet oder nicht, Kinder haben mindestens bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres ein Recht auf Unterhalt von dem Elternteil, das nicht mit ihnen zusammenlebt. Die Höhe hängt vom Einkommen des zahlenden Elternteils ab (z. B. laut Düsseldorfer Tabelle).

Wohnsituation

Bei Trennung oder Scheidung ist das Bleiberecht in der gemeinsamen Wohnung ein komplexes Thema, das von mehreren Faktoren abhängt. Unter anderem geht es um folgende Fragen:

  • Handelt es sich um die Scheidung einer Ehe oder die Trennung einer nicht-eingetragenen Partnerschaft? Für eine Ehewohnung gelten besondere Rechte. 
  • Sind beide Personen im Mietvertrag bzw. im Grundbuch eingetragen? 
  • Gibt es gemeinsame Kinder? Wer ist der betreuende Elternteil?

Umfassende Information und Beratung ist auch bei diesem Thema unbedingt empfehlenswert.

Zugewinn- und Versorgungsausgleich (nur bei Scheidung einer Ehe)

Alles, was jeder während einer Ehe an Vermögen dazugewonnen hat (z. B. Ersparnisse, Immobilien), wird addiert und die Differenz geteilt – wer mehr hatte, gibt die Hälfte des Überschusses ab.

Außerdem teilt der Staat bei einer Scheidung die Rentenansprüche, die während der Ehe aufgebaut wurden, automatisch zur Hälfte auf. Beide bekommen also gleich viel Rente aus der gemeinsamen Ehezeit. Dabei werden die während der Ehezeit erworbenen Rentenpunkte beider Partner ermittelt und gerecht zwischen beiden aufgeteilt. So profitieren auch Personen, die etwa wegen Kindererziehung oder Teilzeit weniger eingezahlt haben. 

Wichtig: Dies gilt nur für verheiratete Paare. Unverheiratete Paare sollten Verträge (z. B. Partnerschaftsvertrag, Testament) nutzen, um ähnliche Rechte wie Ehepaare zu schaffen.

Alarmglocke und Warnzeichen

Alarmglocken und Warnzeichen

Finanzielle Gleichberechtigung in einer Partnerschaft bedeutet, dass beide Personen Zugang zu Geld und allen wichtigen Informationen in Bezug auf den Umgang mit dem gemeinsamen Geld haben. Wichtig ist außerdem, dass sich beide sicher, unabhängig und gerecht behandelt fühlen. 

Doch was, wenn dieses Gleichgewicht aus der Balance gerät? Wenn finanzielle Entscheidungen einseitig getroffen werden oder Abhängigkeiten entstehen? Dann lohnt es sich, genauer hinzuschauen, um finanzielle Ungleichheit oder sogar finanzielle Gewalt in der Partnerschaft zu identifizieren.

Finanzielle Gewalt in Beziehungen bedeutet, dass eine Person finanzielle Mittel nutzt, um Macht über die andere auszuüben, sie zu kontrollieren oder in Abhängigkeit zu halten. Meist ist finanzielle Gewalt schwer zu erkennen, weil sie nach außen hin nicht sichtbar ist. Doch sie kann genauso belastend und gefährlich sein wie körperliche oder psychische Gewalt. 

Hier einige Situationen, bei denen die Alarmglocken läuten sollten:

  • Eine Person hat keinen Zugriff auf gemeinsame Konten oder eigenes Geld.
  • Alle finanziellen Entscheidungen werden von einer Person und ohne Absprache getroffen.
  • Eine Person darf nicht arbeiten gehen oder wird unter Druck gesetzt, zu Hause zu bleiben.
  • Unbezahlte Sorgearbeit (z. B. Kinderbetreuung, Pflege, Haushalt) wird nicht anerkannt oder ausgeglichen.

Was kann helfen?

Offene Gespräche über Geld sind wichtig, aber wenn kein Gleichgewicht möglich ist, sollte man Hilfe suchen. Niemand sollte sich klein machen oder kontrollieren lassen, auch nicht finanziell.

In Deutschland gibt es dafür Anlaufstellen wie z. B.:

Denn echte Partnerschaft heißt auch: gemeinsam Entscheidungen treffen und füreinander sorgen – auch finanziell.

Andrea Grabner

Kontakt

Andrea Grabner

Leiterin Finanzbildung