Unternehmensfinanzierung aktuell - November 2022
- Die deutsche Wirtschaft ist besser als erwartet durch den Sommer gekommen und auch die für das kommende Jahr erwartete Rezession könnte womöglich milder ausfallen. Gleichwohl belasten der negative Ausblick und die ungebremste Inflation massiv.
- Diese Unsicherheit drückt auf die Stimmung der Unternehmen, die deutlich schlechter ist als die tatsächliche Lage. Neben Preissteigerungen bremsen anhaltende Produktions- und Lieferkettenstörungen die Investitionen aus – auch die Transformation gerät ins Stocken.
- Die aktuellen Insolvenzzahlen sind noch unauffällig, gleichwohl muss von einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen ausgegangen werden. Die Effekte der staatlichen Unter-stützungsmaßnahmen werden sich erst im Frühjahr 2023 materialisieren.
- Die Kreditnachfrage und -vergabe ist zuletzt deutlich gestiegen. Parallel ziehen die Kreditvergabestandards an, Banken haben ihre Risikovorsorge erhöht. Für das vierte Quartal 2022 rechnen Banken mit einer weiteren Verschärfung.
- Mit einem Abschluss der Verhandlungen zur Umsetzung der Baseler Beschlüsse in EU-Recht ist nicht vor Ende 2023 zu rechnen. Das Ergebnis wird spürbare Auswirkungen auf die Unternehmensfinanzierung haben.
- Um die Transformation der Wirtschaft finanzieren zu können, bedarf es neben Bankkrediten und öffentlichen Mitteln einen einheitlicheren Kapitalmarkt. Entsprechend müssen die Bemühungen um eine EU-Kapitalmarktunion verstärkt werden.
Kurzfassung
Konjunkturelle Entwicklungen in Deutschland
Deutsche Wirtschaft hat sich im Sommer überraschend gut behauptet
Die deutsche Wirtschaft hat in den Sommermonaten dieses Jahres positiv überrascht. Nach einem nur minimalen Wachstum im zweiten Quartal dieses Jahres (+0,1 % gegenüber dem Vorquartal) wurde für den Zeitraum Juli bis September 2022 ein Rückgang der Wirtschaftsleistung erwartet. weiterlesen
Wirtschaftlicher Ausblick für den Winter weiterhin getrübt
Trotz dieser positiven Entwicklung bleiben die Sorgen vor einer schrumpfenden Wirtschaft im Winterhalbjahr 2022 bestehen. Vieles spricht dafür, dass vor allem die außerordentlich hohe Inflation und die sprunghaft gestiegenen Energiekosten für spürbaren Gegenwind sorgen werden. weiterlesen
Rezession dürfte aber milder ausfallen
Die Aufwärtserwartungen bei den Geschäftserwartungen wird von Anzeichen gestützt, dass die für den Winter prognostizierte Rezession milder ausfallen könnte als vor kurzem noch befürchtet. Ein wichtiger Faktor sind dabei die umfangreichen staatlichen Hilfen für Bürger und Unternehmen, die gegenwärtig auf den Weg gebracht werden. weiterlesen
Preisentwicklung bleibt eine große Belastung
Erste, vorsichtige Hoffnungszeichen gibt es auch bei der Inflationsentwicklung. So sind die Erzeugerpreise im Oktober zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren im Vormonatsvergleich gesunken. Außerdem soll der Start der Gaspreisbremse um zwei Monate auf den Januar 2023 vorgezogen werden. weiterlesen
Lage der Unternehmen
Diese konjunkturellen Indikatoren drücken deutlich auf die Stimmung der deutschen Unternehmen und sorgen gegenwärtig dafür, dass deren Einschätzungen und Erwartungen deutlich schlechter sind als die tatsächliche Lage. weiterlesen
Herausforderungen engen unternehmerischen Handlungsspielraum ein
Doch nicht nur die möglichen Liquiditätsengpässe und Rezessionssorgen belasten Unternehmen augenblicklich: Kopfzerbrechen bereiten auch die strukturellen Probleme des Arbeitsmarktes, darunter ein sich verschärfender Arbeitskräftemangel sowie der mit dem beginnenden Eintritt der Babyboomer-Generation ins Rentenalter erwartete deutliche Anstieg von Unternehmensnachfolgen mit den damit einhergehenden Ungewissheiten. weiterlesen
Staatliche Unterstützungsmaßnahmen müssen erst noch greifen
Um zumindest temporär den Druck auf Unternehmen abzumildern, hat die Bundesregierung Ende September 2022 einen Abwehrschirm im Rahmen des neu ausgerichteten Wirtschaftsstabilisierungsfonds mit einem Volumen von 200 Mrd. Euro angekündigt. Dieser basiert zum einen auf der Einführung einer noch zu präzisierenden Gas- und Strompreisbremse bis spätestens März 2023, finanziert u. a. durch die geplante Abschöpfung der Zufallsgewinne von Stromproduzenten. weiterlesen
Entwicklungen der Insolvenzen noch unauffällig
Die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen ist weiter schwer zu deuten: so stieg zwar die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen im Oktober 2022 im Vergleich zum Vormonat um 18,4 % an (schwerpunktmäßig im Baugewerbe und Handel), war zuvor aber im Monatsvergleich um 20,6 % rückläufig. Parallel hierzu haben die Gerichte von Januar bis August 2022 2 % weniger Insolvenzanträge verzeichnet als im gleichen Zeitraum im Vorjahr. weiterlesen
Kreditvergabe und -bedingungen für Unternehmen
In diesen herausfordernden Zeiten stehen die deutschen Banken eng an der Seite ihrer Geschäftskunden und suchen gemeinsam nach Lösungen in Bezug auf mögliche Liquiditätslücken, Anpassung der Geschäftsmodelle sowie Investitionen in die Transformation. weiterlesen
Kreditstandards verschärfen sich...
Diese Vorsicht auf Seiten der Banken wird durch aktuelle Befragungen sowohl auf Unternehmens- als auch Bankenseite bestätigt: So kommen auf der einen Seite die Unternehmensbefragungen von KfW und ifo Institut zu dem Schluss, dass für etwa ein Viertel der Befragten die Zugangsbedingungen zu Krediten erschwert sind. weiterlesen
...doch Kreditvergabe steigt nochmal deutlich an
Trotz angezogener Kreditzugangsbedingungen stiegen vor dem Hintergrund höherer Energie- und Produktionskosten, Vorsorge bezüglich instabiler Lieferketten und in Erwartung weiter steigender Kosten bei der Lagerhaltung die Kreditnachfrage und die Kreditvergabe im Euroraum weiter an. weiterlesen
Auswirkungen des EU-Bankenpakets auf die Unternehmensfinanzierung
Die Umsetzung der Baseler Reform in Europa kommt zwar voran…
Nachdem die Europäische Kommission im Oktober 2021 ihren Gesetzentwurf vorgelegt hatte, hat Anfang November 2022 nun auch der Ministerrat seine Position beschlossen. Die drohenden negativen Auswirkungen weiter steigender Kapitalanforderungen auf die Unternehmensfinanzierung wurden erkannt. weiterlesen
…doch könnten sich die Verhandlungen bis Ende 2023 ziehen
Im Europäischen Parlament ist die Gemengelage allerdings eher diffus. Aufgrund sehr weit auseinanderliegender Standpunkte verlaufen die Verhandlungen kontrovers. Eine ganze Reihe von EU-Abgeordneten lehnt sämtliche Abweichungen von den Baseler Beschlüssen strikt ab. Zudem stehen zusätzliche, besonders hohe Kapitalanforderungen für ESG-Risiken zur Diskussion. weiterlesen
Kapitalmarktunion – eine Zwischenbilanz
Um ihre globale Wettbewerbsfähigkeit, finanzwirtschaftliche Stabilität und nicht zuletzt ihre wirtschaftliche Souveränität zu sichern, benötigt die Europäische Union dringend einen tiefen und weniger fragmentierten Kapitalmarkt. Dies wird mit jeder politischen Krise und Herausforderung, die meist auch mit einem wachsenden Kapitalbedarf einhergeht, deutlicher – ob Brexit, Klimawandel, Pandemie, Krieg oder Energiewende. weiterlesen
Downloads