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3 Fragen, 3 Antworten: Integrated Reporting Framework

Silvia Schütte
Silvia Schütte
Juliane Weiß
Juliane Weiß

Mit dem Integrated Reporting Framework – kurz IReF genannt – soll das Meldewesen für Banken einfacher gemacht werden. Silvia Schütte ist beim Bankenverband Expertin für Bankenregulierung und beantwortet die wichtigsten Fragen.

1. Der Start des Integrated Reporting Framework wurde nun auf das vierte Quartal 2029 verschoben. Worum geht es dabei genau?

Das Integrated Reporting Framework – kurz IReF genannt – ist ein Projekt der EZB und der nationalen Notenbanken. Ziel ist es, das Meldewesen effizienter zu machen. Kreditinstitute müssen heute eine große Zahl von Meldepflichten erfüllen. Der Umfang ist über die Jahre immer mehr gewachsen, ohne dass an anderer Stelle Meldungen weggefallen sind. Inzwischen ist ein echter Meldedschungel entstanden, den kaum jemand überblickt. Die Vereinfachung des Meldewesens ist daher ein Mammutvorhaben, das nicht in einem Rutsch bewältigt werden kann, sondern nur in vielen kleinen Schritten. Das Integrated Reporting Framework ist der erste Schritt und hat zunächst statistische Meldungen im Fokus. Der gesamte Meldeprozess für Statistikmeldungen wie die Bilanzstatistik, Zinsstatistik und auch AnaCredit soll entschlackt werden. Grundprinzip von IRef ist, dass die Banken künftig detaillierte Informationen auf Einzelgeschäftsebene an die Aufsicht liefern und damit die zusammengefassten Meldungen auf Meldevordrucken oder Templates ersetzt werden. Die Einzeldaten können dann beliebig kombiniert und unter den Behörden ausgetauscht werden, was aktuell nicht möglich ist. Damit können die heute üblichen Mehrfachmeldungen der gleichen Sachverhalte reduziert bzw. gänzlich vermieden werden. 

2. Forderungen nach einem schlanken Meldewesen gibt es von der Industrie schon sehr lange. Bringt das IReF den erhofften Durchbruch? 

Richtig, als Bankenindustrie fordern wir seit langem ein effizienteres Meldewesen. Diese langjährige Kritik ist mittlerweile bei den Aufsichtsbehörden angekommen und wird von ihnen geteilt. Jeder Schritt hin zu einem modernisierten Meldewesen ist wichtig. Besonders gut ist, dass europäische und nationale Behörden stärker zusammenarbeiten. Das betrifft insbesondere die Zusammenarbeit von EBA und EZB und den nationalen Aufsichts- und Statistikbehörden. Das reibungslose Zusammenspiel der einzelnen Behörden ist wichtig für das Vorhaben. 

3. Das hört sich erstmal gut an. Warum verzögert sich die Einführung jetzt noch einmal? 

Bei der Umsetzung von IReF sind noch viele Fragen offen. Insofern begrüßen wir die Verschiebung. Damit bekommen Banken und Aufseher mehr Zeit, sich auf die neue Meldewesenwelt vorzubereiten. 

Ein wichtiger Punkt für Banken, die länderübergreifend tätig sind, ist vor allem die einheitliche Umsetzung in Europa. Rückblick: Bei AnaCredit, dem Kreditregister für Unternehmenskredite, waren die Erfahrungen ernüchternd. AnaCredit ist in fast jedem Land im Euroraum unterschiedlich umgesetzt worden. Eine konzernweit einheitliche Umsetzung wurde somit erschwert bzw. unmöglich gemacht. Ob das IReF tatsächlich mittel- und langfristig zu weniger Aufwand führen wird, hängt davon ab, ob und in welchem Umfang nationale Meldungen über die im Fokus stehenden Statistikmeldungen hinaus in IReF integriert werden und damit – nach einer angemessenen Parallelphase – die nationale Meldung wegfällt. Zur Erinnerung: AnaCredit wurde vor sechs Jahren eingeführt. Die mit AnaCredit in Aussicht gestellte Abschaltung des Millionenkreditmeldewesens ist leider bis heute nicht erfolgt. Die gewonnene Zeit bis zur Einführung sollte nun genutzt werden, um das Zusammenspiel nationaler Meldungen mit dem IReF zu klären. Bei diesen Überlegungen muss auch mitgedacht werden, in welcher Form die Bundesbank zukünftig die Auswertung der Daten bereitstellt. Die statistischen Informationen der Bundesbank, beispielsweise die Monatsberichte, sind für Unternehmen, Banken, Beratungsgesellschaften, Ratingagenturen, Finanzanalysten und Wissenschaft unverzichtbar. Der öffentliche Zugang zu diesen Daten muss auch unter IReF gesichert sein.   

Für uns ist klar: Wir begrüßen, dass wir nun mehr Zeit für die Umsetzung des IReF und die Diskussion offener Fragen haben. IReF sollte der Startpunkt von etwas Größerem ist. Nur wenn es mittelfristig gelingt, in IReF nicht nur statistische, sondern auch aufsichtliche und abwicklungsbezogene Meldungen abzubilden, wird es sich für die Banken langfristig lohnen. 

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Juliane Weiß

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Pressesprecherin

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Silvia Schütte

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Bankenaufsicht und Bilanzierung

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