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E-Autos: Verkaufsschlager in Norwegen, Ladenhüter in Deutschland?

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Dr. Henrik Meyer

In Norwegen werden Diesel- und Benzinautos zunehmend zum Auslaufmodell. Fast neun von zehn verkauften Neuwagen sind mittlerweile Elektroautos, was das Land seinem Ziel näherbringt, ab 2025 nur noch Elektrofahrzeuge neu zuzulassen. Christina Bu, Chefin des norwegischen Elektroauto-Verbandes, betont, dass Norwegen das erste Land sein wird, das Verbrenner weitgehend vom Markt nimmt. Die norwegische Regierung hat hohe Einfuhrzölle auf Verbrenner verhängt, während Elektroautos von diesen Abgaben befreit sind, was die Nachfrage fördert. Hilfreich ist sicherlich, dass in Norwegen selbst keine Verbrenner-Autos produziert werden.

Anders in Deutschland: Hier stagnieren die Neuzulassungen von Elektroautos und befinden sich ohnehin auf einem deutlich niedrigeren Niveau. 2024 sank die Zahl der neu zugelassenen batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV) um 27,4 Prozent auf 380.609. Der Anteil der BEV an allen Neuzulassungen fiel damit von 18,4 auf 13,5 Prozent.

E-Autos Symbole des Fortschritts in China

Deutsche Autohersteller stehen vor enormen Herausforderungen: Trotz 39 neuer Elektro-Modelle bleibt die Nachfrage hinter den Erwartungen zurück. Faktoren wie hohe Anschaffungskosten, begrenzte Reichweite, unzureichende Lademöglichkeiten und hohe Energiepreise hemmen das Wachstum. Ganz anders ist die Situation zum Beispiel in China, dem weltweit größten Markt für batteriebetriebene Autos: In der Volksrepublik gilt das Elektroauto als Symbol des Fortschritts, unterstützt durch staatliche Vorgaben und zentrale Planung. Chinesische Hersteller dominieren inzwischen den heimischen Markt, während deutsche Produzenten, die über Jahrzehnte Milliardenumsätze mit Verbrenner-Fahrzeugen in China erzielt haben, deutlich hinterherhinken.

Um die Nachfrage in Deutschland nach Elektroautos zu steigern, sind Maßnahmen wie niedrigere Ladestrompreise und der Ausbau von Ladesäulen in Städten erforderlich. Dies könnte den Vorteil der E-Autos weiter erhöhen und die Akzeptanz fördern. Auch fehlt es bislang noch an Modellen im unteren Preissegment.

Teilhabe an Wertschöpfung

Aber es geht in Deutschland nicht mehr nur um eine Steigerung des Absatzes, sondern darum, das Land größtmöglich an der Wertschöpfung aus der Produktion von Elektroautos zu beteiligen. Nur so können die Hersteller künftig auch an den Vorteilen von Innovationen und technischer Entwicklung teilhaben. Damit dies gelingt, müssen deutsche Unternehmen in die Entwicklung und den Bau von Batterien investieren. Aktuell bestehen jedoch viele Hindernisse, darunter ungünstige Absatzperspektiven und eine risikoscheue Haltung der großen Zulieferer. 
 

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