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Robuste Unternehmen, schwache Kreditnachfrage - Wirtschaft braucht stärkere Anreize

08.09.2023Artikel
Dr. Hendrik Hartenstein
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Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer ausgeprägten Schwächephase. Das Bruttoinlandsprodukt stagnierte im Frühjahrsquartal 2023 (April bis Juni). Ausschlaggebende Faktoren sind die hohe Inflation bzw. der schwache private Konsum, Produktionseinschränkungen bzw. eine schwache Nachfrage in der Industrie sowie ein deutlicher Rückgang in der Bauwirtschaft. 

Im Jahresdurchschnitt 2023 ist für Deutschland ein BIP-Rückgang von knapp 0,5 % zu erwarten. Trotz der Konjunkturschwäche zeigt sich der Arbeitsmarkt sehr robust - gleichzeitig herrscht Arbeitskräftemangel.

Die Inflation wird im Verlauf dieses Jahres weiter sinken - im Jahresdurchschnitt 2023 rechnen wir für Deutschland aber immer noch mit einer Inflationsrate von rund 5,5 %.
 
Die Unternehmen zeigen sich in dieser Situation insgesamt robust – trotz zwei aufeinanderfolgenden Krisen, weiterhin hoher Inflation und schwacher Konjunkturaussichten. Zugleich belasten anhaltende wirtschaftliche Unsicherheiten, eingeschränkte Planbarkeit, hohe Energiekosten, der akute Fachkräftemangel und eben die Inflation die Unternehmen. Im Ergebnis halten sie sich in diesem schwierigen Umfeld mit Investitionen weiterhin zurück. Das „Jahrzehnt der Investitionen“ in die grüne, digitale und resiliente Transformation verschiebt sich nach hinten.

An dieser Stelle wäre es hilfreich und ein wichtiges Signal, wenn die im Entwurf zum Wachstumschancengesetz vorgesehenen steuerlichen Maßnahmen (insbesondere Investitionsprämie für Klimaschutzmaßnahmen, Verbesserung Verlustverrechnung, Einführung degressive Abschreibung) umgesetzt würden.

Die deutschen Banken zeigen sich ihrerseits trotz der herausfordernden Gesamtlage widerstandsfähig, wie der EZB-Stresstest 2023 zeigt. 

Vor dem Hintergrund der nur schwachen Investitionstätigkeit bleibt die Kreditnachfrage der Unternehmen und wirtschaftlich Selbständigen in Deutschland – wie schon im ersten Quartal des Jahres – gering. Das Gesamtvolumen der ausstehenden Kredite an Unternehmen und wirtschaftlich Selbständige in Deutschland lag im zweiten Quartal 2023 laut aktuellen Zahlen der Bundesbank mit rund 1.140 Mrd. Euro weiterhin über dem Vorjahreswert (+4,6 %), aber nur 0,3 % über dem Wert des Vorquartals. (Private Banken: 7,3 %, 0,8 %.).

Laut Umfrage der EZB unter Banken (Bank Lending Survey) verschärften Kreditinstitute in Deutschland (und im gesamten Euroraum) ihre Kreditstandards im 2. Quartal dieses Jahres zwar erneut – allerdings deutlich weniger als in den beiden Vorquartalen. Ausschlaggebend waren auch dieses Mal die veränderte Konjunktur und damit erhöhte Risikolage der Kreditnehmer. 

Die Aussichten für das zweite Halbjahr 2023 lassen aus heutiger Sicht noch keine Trendwende erkennen, weder hinsichtlich Investitionen noch Kreditnachfrage. Banken stehen ihrerseits bereit, kreditwürdige Unternehmen und Investitionen zu finanzieren und wollen ihre Kunden bei der Transformation weiter begleiten. 

Eine ausführliche Analyse zu diesen Aspekten finden Sie im aktuellen Quartalsbericht des Bankenverbandes „Unternehmensfinanzierung aktuell“.

Dr. Hendrik Hartenstein
Dr. Hendrik HartensteinThemengruppenleiter, Director
Tanja Beller
Tanja BellerPressesprecherin für Unternehmensfinanzierung, Zahlungsverkehr, Banktechnologie und Sicherheit