Überblick
- Die Konjunktur in Deutschland entwickelt sich schwach. Nachdem das BIP im 2. Quartal dieses Jahres stagnierte, wird für das Gesamtjahr ein Rückgang um 0,5 % erwartet. Die Inflation geht weiter langsam zurück.
- Die Unternehmen zeigen sich insgesamt relativ robust. Allerdings halten sie sich mit Investitionen weiterhin deutlich zurück. Der Bankensektor ist stabil.
- Die Kreditnachfrage blieb auch im 2. Quartal 2023 schwach. Das Gesamtvolumen ausstehender Kredite wuchs gegenüber Vorquartal um 0,3 % auf 1.140 Mrd. Euro. Banken stehen zur Finanzierung bereit. Laut Bank Lending Survey hat sich die Kreditvergabe aufgrund gestiegener Marktrisiken zuletzt nur noch leicht verschärft. Die Zinsen haben sich infolge der Geldpolitik auf ein deutlich höheres Niveau bewegt.
- Deutschland und Europa stehen vor großen Herausforderungen in den Bereichen der Rohstoffsicherung, Energieversorgung und Diversifizierung. Um deren Finanzierung abzusichern, schlägt der Bankenverband Verbesserungen bei sogenannten UFK-Garantien vor.
- Der Inflation Reduction Act (IRA) ist ein Weckruf für die EU, ihre Wirtschafts-, Finanz- und Handelspolitik stärker auf ihre eigenen Transformationsziele auszurichten.
- Der Entwurf zum Wachstumschancengesetz beabsichtigt die steuerliche Entlastung von Unternehmen und Förderung von Investitionen. In der derzeit ausgeprägten Wachstumsschwäche wären jedoch stärkere Impulse erforderlich.
Inhalt
Konjunkturelle Entwicklung
Ausgeprägte Schwächephase
Keine kurzfristige Belebung in Sicht
Nur langsam nachlassende Inflation
Zinspause der EZB rückt näher
Lage der Unternehmen
Unternehmen robust, aber zurückhaltend
Bankensektor stressresistent
Kreditdynamik und -bedingungen
Kreditnachfrage und -wachstum gering
Kreditbedingungen
Bedeutung des Klimawandels für die Kreditvergabe
Absicherung und Finanzierung von Rohstofflieferungen
Der Inflation Reduction Act als Weckruf für die EU
Regierungsentwurf eines Wachstumschancengesetzes
Kurzfassung
Konjunkturelle Entwicklung
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer ausgeprägten Schwächephase. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt im Winterhalbjahr 2022/23 um 0,5 % geschrumpft ist (saisonbereinigt gegenüber dem 3. Quartal 2022), stagnierte es im Frühjahrsquartal 2023 (April bis Juni). weiterlesen
Keine kurzfristige Belebung in Sicht
Legt man die konjunkturellen Frühindikatoren wie den Einkaufsmanagerindex oder das Ifo-Geschäftsklima zugrunde, dann ist im weiteren Jahresverlauf keine wirtschaftliche Besserung zu erwarten. Angesichts der aktuellen Abschwächung der chinesischen Konjunktur bleiben auch die Aussichten für die Weltwirtschaft für dieses Jahr gedrückt. weiterlesen
Nur langsam nachlassende Inflation
Die Inflation wird im Verlauf dieses Jahres zwar weiter sinken; doch insbesondere die „Kerninflation“, also die Inflationsrate ohne die besonders schwankungsanfälligen Energie- und Nahrungsmittelpreise, erweist sich als recht hartnäckig. weiterlesen
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist nach mehreren kräftigen Zinsschritten im März dieses Jahres zu einer zinspolitischen Feinsteuerung mit Zinserhöhungen um 25 Basispunkte übergegangen. Zum einen wegen des erreichten Zinsniveaus, das im Frühjahr von dem geldpolitisch neutralen in den bremsenden Bereich überging. weiterlesen
Lage der Unternehmen
Unternehmen robust, aber zurückhaltend
Die Unternehmen zeigen sich insgesamt robust – trotz zwei aufeinanderfolgenden Krisen, weiterhin hoher Inflation und schwacher Konjunkturaussichten. Zugleich belasten anhaltende wirtschaftliche Unsicherheiten, eingeschränkte Planbarkeit, hohe Energiekosten, der akute Fachkräftemangel und eben die Inflation die Unternehmen. weiterlesen
Die deutschen Banken zeigen sich ihrerseits trotz der herausfordernden Gesamtlage widerstandsfähig, wie der EZB-Stresstest 2023 zeigt. Das heißt: Selbst in einem Szenario länger andauernden niedrigen Wachstums, erhöhter Zinsen und hoher Inflation bei gleichzeitig verfallenden Immobilien- und Aktienpreisen wäre die Stabilität der Institute nicht gefährdet. weiterlesen
Kreditdynamik und -bedingungen
Kreditnachfrage und -wachstum gering
Vor dem Hintergrund der nur schwachen Investitionstätigkeit bleibt die Kreditnachfrage der Unternehmen und wirtschaftlich Selbständigen in Deutschland – wie schon im ersten Quartal des Jahres – gering. weiterlesen
Zur geringen Nachfrage nach Bankkrediten tragen auch die gestiegenen Zinsen für Neukredite an Unternehmen bei, die sich infolge der EZB-Leitzinserhöhungen innerhalb kurzer Zeit auf ein deutlich höheres Niveau bewegt haben. weiterlesen
Bedeutung des Klimawandels für die Kreditvergabe
In ihrem jüngsten Bank Lending Survey fragt die EZB die teilnehmenden Banken erstmals auch nach der Bedeutung von Klimawandel bzw. Nachhaltigkeit für die Kreditvergabe. weiterlesen
Absicherung und Finanzierung von Rohstofflieferungen
Deutschland und Europa stehen vor großen Herausforderungen in den Bereichen der Rohstoffsicherung, Energieversorgung und Diversifizierung von Beschaffungsmärkten und Lieferketten. Das haben auch die geopolitischen Veränderungen seit 2020 gezeigt. weiterlesen
Der Inflation Reduction Act als Weckruf für die EU
Vor einem Jahr verabschiedeten die USA den Inflation Reduction Act (IRA), der unter anderem für den Klimaschutz 369 Mrd. US-Dollar über einen Zeitraum von zehn Jahren zur Verfügung stellt. Das Ziel dieser öffentlichen Fördermittel ist es, private Investitionen in klimafreundliche Technologien auszulösen, die sich in etwa in Höhe von geschätzten 3,5 Billionen US-Dollar bewegen. weiterlesen
Regierungsentwurf eines Wachstumschancengesetzes
Die Bundesregierung hat am 30. August 2023 den Entwurf eines Wachstumschancengesetzes beschlossen. Mit diesem Gesetz sollen insbesondere Unternehmen um rund 7 Mrd. Euro jährlich steuerlich entlastet werden. weiterlesen