- Neue Bundesregierung muss Weichen für mehr Klimaschutz schneller und ambitionierter stellen
- Rolle der Finanzbranche in Koalitionsvertrag verankern
- Verbands-Umfrage: Nachhaltigkeit gewinnt stark an strategischer Bedeutung für Banken
Kurz vor dem Weltklimagipfel COP26 in Glasgow haben die privaten Banken ihre Positionen für eine erfolgreiche Einbindung der Finanzwirtschaft in die Klimaschutzpolitik vorgestellt – auch mit Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen in Berlin. „Um die Pariser Klimaschutzziele noch einhalten zu können, brauchen wir einen engen Schulterschluss von Politik, Wirtschaft und Finanzsektor. Wir Banken wollen treibende Kraft beim Kampf gegen den Klimawandel sein – ohne uns wird es nicht gehen“, sagte Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, heute in Berlin.
„Die Europäische Union hat zurecht viele Initiativen angestoßen, um den Umbau der Wirtschaft in Richtung mehr Klimaschutz auch über den Finanzsektor zu steuern – zum Beispiel über Nachhaltigkeitsstandards oder Transparenzvorgaben. Diese Rolle muss sich auch im Koalitionsvertrag der kommenden Regierung widerspiegeln.“ Im Sondierungspapier von SPD, Grünen und FDP klaffe hier noch eine große Lücke.
Klar sei allerdings auch, dass der Umbau nicht allein durch den Bankensektor gelingen werde. „Die Banken nehmen bereits heute ihre Schlüsselrolle an. Doch wir brauchen genauso staatliche Impulse wie etwa einen angemessenen CO2-Preis, einen passenden ordnungspolitischen Rahmen und natürlich die Wirtschaft. Die Banken stehen dabei als Partner an der Seite der Unternehmen“, so Ossig.
Die Größe der Herausforderungen, die auch aus dem Green Deal der EU resultieren, verdeutlichte der Leiter Nachhaltigkeit des Bankenverbandes, Torsten Jäger: „In Europa sind 70 Prozent der Investitionen kreditfinanziert. Mit Investitionen von geschätzten 350 Milliarden Euro pro Jahr, die für den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft notwendig werden, geht es ohne die Banken einfach nicht.“ Welche Bedeutung das Thema für den Finanzsektor mittlerweile habe, zeige auch die aktuelle Umfrage, die der Verband unter seinen Mitgliedsinstituten durchgeführt hat.
„Die Dynamik bei nachhaltiger Finanzierung ist rasant: Mittlerweile betonen 80 Prozent der Banken, dass der Klimawandel sich bereits heute auf ihr Institut und ihr Geschäft auswirkt. Vor einem Jahr sahen 60 Prozent noch keine relevanten Konsequenzen für ihre Bank“, so Jäger zu den Ergebnissen der Umfrage. „Die Umfrage zeigt deutlich, dass Nachhaltigkeit integraler Bestandteil des Kreditgeschäfts und Grundlage für Kundengespräche wird.“ Dabei ginge es im Kern auch um das Risikomanagement der Zukunft: „Es liegt dabei klar im Interesse der Banken, dass ihre Kunden auch in den nächsten Jahren über tragfähige Geschäftsmodelle verfügen“, so Torsten Jäger.
Der Bericht „Sustainable Finance – der Beitrag der privaten Banken“ mit den aktuellen Umfrageergebnissen ist unter bankenverband.de abrufbar.