Fast jede(r) zweite Erwerbstätige über 50 Jahre kann sich vorstellen, auch noch im Rentenalter etwas zu arbeiten. Das ergab eine Umfrage, die der Sozialverband VdK vor Kurzem veröffentlicht hat. Auf die Frage, ob sie sich grundsätzlich vorstellen könnten, „in ihrer Rente zu arbeiten“, bejahten dies 47 Prozent, während 38 Prozent diese Möglichkeit ausschlossen und 8 Prozent der Über-50jährigen angaben, dies bereits zu tun.
Aus welchen Gründen aber wollen die Menschen im Rentenalter weiter arbeiten bzw. tun dies bereits heute schon? Was sind ihre Motive? Mit Abstand am häufigsten, von 62 Prozent, wurden Spaß und Freude an der Arbeit als Gründe genannt. 47 Prozent verbanden damit (auch) den Anreiz, zusätzliches Geld zu verdienen. 31 Prozent gaben explizit an, dass das Geld im Ruhestand nicht reicht.
Unterschiedliche Motive
Schlüsselt man diese Antworten weiter nach sozialen Schichten, familiäre Lage und Herkunftsregion auf, gibt es einige bemerkenswerte, wenngleich nicht überraschende Erkenntnisse. Während Arbeiterinnen und Arbeiter (50 Prozent), Geschiedene (47 Prozent) und Menschen mit Kindern im Haushalt (41 Prozent) überdurchschnittlich oft die niedrige Rentenhöhe als Grund angeben, wurde dieser Grund auffallend selten von Beamtinnen und Beamten (10 Prozent), Angestellten (31 Prozent) und Menschen mit hohem Bildungsabschluss (27 Prozent) genannt.
Letztere gaben an, dass die Freude an der Arbeit im Vordergrund steht; vor allem bei Akademikerinnen und Akademikern (71 Prozent), Selbständigen (71 Prozent) und Beamtinnen und Beamten (64 Prozent) ist dies der wesentliche Grund, über den Ruhestand hinaus zu arbeiten. Bei Arbeiterinnen und Arbeitern (38 Prozent) und Menschen mit Hauptschulabschluss oder ohne Ausbildung (44 Prozent) tritt der Spaß an der Arbeit hingegen etwas in den Hintergrund.
Sichtbare Unterschiede zeigen sich auch zwischen Ost und West: Während in den fünf östlichen Bundesländern 37 Prozent der Menschen angeben, wegen unzureichender Rentenhöhe im Ruhestand arbeiten zu müssen, sind es im ehemaligen Bundesgebiet nur 29 Prozent. Ebenfalls beobachtet werden kann ein Gefälle zwischen Menschen aus Regionen mit niedriger Kaufkraft (36 Prozent) und jenen, die in Regionen mit hoher Kaufkraft (28 Prozent) leben.
Der Kampf gegen den Fachkräftemangel
Die Umfrage wurde zu einem Zeitpunkt erhoben, da die Diskussion um ein freiwilliges längeres Arbeiten an Fahrt aufgenommen hat. Grund hierfür ist der bereits heute zu beobachtende und künftig noch deutlich an Brisanz zunehmende Fachkräftemangel. Die Politik hat sich daher zum Ziel gesetzt, das Arbeiten für Rentner und Rentnerinnen attraktiver zu machen, denn ungeachtet der in der Umfrage bekundeten Bereitschaft arbeiten bislang nur sehr wenige ältere Menschen über das Renteneintrittsalter hinaus und wenn, dann hauptsächlich in einem Minijob. Der Politik aber geht es vor allem darum, dass Menschen länger in ihrem eigentlichen Job bleiben.
Anreize für längeres Arbeiten
Im Rahmen ihrer im Juli beschlossenen Wachstumsinitiative hat die Bundesregierung verschiedene Vorschläge ins Parlament eingebracht, mit der sie neue Anreize für ein längeres Arbeiten setzen will. Beispielsweise sollen Arbeitgeber künftig ihre Beiträge zur Arbeitsförderung und Rentenversicherung direkt an ihre Beschäftigten im Rentenalter zusätzlich zum Lohn auszahlen können. Außerdem sollen alle Arbeitnehmer(innen), die nicht in Rente gehen, sondern weiterarbeiten, die nicht ausgezahlten Renten sowie die von der Rentenversicherung eingesparten Beiträge zur Krankenversicherung später auf einen Schlag ausgezahlt bekommen können.
Schon bislang gilt: Wer seinen Rentenbeginn verschiebt und weiterhin eine versicherungspflichtige Beschäftigung ausübt, erhält für jeden Monat des späteren Rentenbeginns einen Zuschlag von 0,5 Prozent auf seine Rente. Bei einem um ein Jahr verschobenen Rentenbeginn erhöht sich die Altersrente damit bereits um sechs Prozent. Darüber hinaus erhöht sich die Rente zusätzlich um die weiter gezahlten Beiträge.