Die deutsche Wirtschaft ist besser als erwartet ins neue Jahr gestartet. Im ersten Quartal 2024 stieg das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, vor allem dank gestiegener Bauinvestitionen und Exporte. Die milde Witterung begünstigte die Bauwirtschaft, während die Exporte von einer leichten Belebung der Weltwirtschaft profitierten. Allerdings ist die Nachfrage der privaten Haushalte in den ersten drei Monaten dieses Jahres gesunken.
Positiv: Die Stimmungsindikatoren haben sich zuletzt erholt. Damit verdichten sich die Anzeichen, dass der konjunkturelle Tiefpunkt in Deutschland überwunden ist. Trotz dieser Verbesserungen rechnen wir für das zweite Quartal 2024 nicht mit einer Beschleunigung des Wachstums. Erst im zweiten Halbjahr könnte die Wirtschaft etwas stabiler wachsen, wenn aufgrund der gesunkenen Inflation und höherer Löhne wieder mehr konsumiert wird.
Die jährliche Teuerungsrate lag im April für den Euroraum bei 2,4 Prozent und für Deutschland bei 2,2 Prozent. Für die kommenden Monate wird ein weiterer Rückgang der Inflation erwartet. Im Herbst dürfte sich die Preisentwicklung allerdings wieder etwas beschleunigen. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird aller Voraussicht nach Anfang Juni die Leitzinsen senken, im weiteren Jahresverlauf könnten zwei weitere Zinssenkungen folgen. Es besteht jedoch kein Anlass zu übertriebenen konjunkturellen Hoffnungen aufgrund der zu erwartenden Zinssenkungen. Vor allem in Deutschland belasten weiterhin strukturelle Probleme die Wachstumsperspektiven. Die „Konjunkturampel“ springt deshalb bestenfalls von Rot auf Dunkelgelb.
Bei den Investitionen machen sich die etwas besseren Wirtschaftsdaten noch nicht bemerkbar. Die Unternehmen sind weiterhin zurückhaltend. Viele Unternehmen haben zwar Pläne für die digitale und grüne Transformation entwickelt, setzen diese aber aufgrund unsicherer wirtschaftlicher Bedingungen und unklarer Rahmenbedingungen nur zögerlich um. Abgesehen von einigen Leuchtturmprojekten gibt es zu wenige solide Transformationspläne und rentierliche Investitionsmöglichkeiten, die eine hinreichend sichere Grundlage für Finanzierungsentscheidungen bieten. Transformationsaktivitäten finden bisher kaum statt. Eine globale Konjunkturerholung allein wird nicht ausreichen, um die wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen, zumal geopolitische Spannungen und Handelskonflikte zusätzliche Risiken darstellen.
Die Kreditnachfrage von Unternehmen bleibt auch vor diesem Hintergrund weiterhin schwach. In den ersten drei Monaten dieses Jahres sank das Gesamtvolumen der ausstehenden Bankkredite an Unternehmen und Selbstständige laut Bundesbank um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 1.133 Mrd. Euro. Da die Banken das Risiko mit Blick auf die aktuellen Konjunkturaussichten sowie der gestiegenen Kreditausfallrisiken höher einschätzen, haben sich die Kreditstandards leicht verschärft. Trotz dieser angepassten Kreditstandards gibt es jedoch in Deutschland keine strukturelle Verknappung des Finanzierungsangebots, sprich: Der Zugang zu Kapital für die Finanzierung von Unternehmen und Projekten bleibt offen.
Eine ausführliche Analyse zu diesen Punkten finden Sie im aktuellen Quartalsbericht des Bankenverbandes „Unternehmensfinanzierung AKTUELL“.