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Unternehmensfinanzierung AKTUELL - Juni 2022

02.06.2022Artikel
Dr. Hendrik Hartenstein
Dietmar Schwarz
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Die wichtigsten Fakten aus unserem Bericht zur Lage der Unternehmensfinanzierung vorweg:

  • Der russische Angriffskrieg bedeutet eine geopolitische Wende mit gravierenden Auswirkungen für Europa. Die Unsicherheiten sind hoch, die Aussichten für die Wirtschaft in Deutschland, Europa und weltweit haben sich auch angesichts der jüngsten Inflationsentwicklungen deutlich eingetrübt. Ein erster Zinsschritt der EZB im Juli 2022 wird immer wahrscheinlicher. Eine Leitzinserhöhung um 50 Basispunkte wäre ein wichtiges Signal.
     
  • Unternehmen sind durch Krieg, Lieferkettenprobleme und Transformation mehrfach betroffen. Während die Unternehmensinsolvenzen noch auf niedrigem Niveau verharren, blicken Unternehmen zunehmend pessimistisch in die Zukunft. 
     
  • Den Banken kommt bei der Umsetzung der EU-Sanktionen eine zentrale Rolle zu. Der Gleichlauf im Rahmen der G7, der Umfang und die Geschwindigkeit der Sanktionen setzen ein deutliches Signal. Unklare Formulierungen oder Auslegungen können auf Seiten der Banken zu stärkerer Zurückhaltung führen, um Rechtsrisiken zu vermeiden. 
     
  • Die Kreditvergabe an Unternehmen ist zuletzt deutlich angestiegen und erreicht neue Höchststände. Parallel hierzu ziehen Kreditstandards leicht an, da Banken zunehmend Risiken einpreisen. 
     
  • Die Vielzahl der Herausforderungen wirkt sich auch auf die Unternehmensfinanzierung aus. Um die Kreditvergabekapazität der Banken offen zu halten, sind die richtigen Rahmenbedingungen und ein Finanzierungsmix aus privatem und öffentlichem Kapital entscheidend.

Inhalt

Konjunkturelle Entwicklungen in Deutschland 

Jahresstart im Stottergang
Die prognostizierte Sommererholung fällt aus
Prognosen für 2022 im Abwärtstrend
Preisdruck bleibt erhöht 
EZB sollte Negativzinspolitik vor der Sommerpause beenden

Lage der Unternehmen und deren Finanzierung

Betroffenheit der Unternehmen nimmt zu…
… auch wenn dies nicht in einem Anstieg der Insolvenzen ablesbar ist
Stützungsmaßnahmen sollen das Schlimmste verhindern

Rolle der Banken bei Sanktionen

Kreditvergabe und -bedingungen für Unternehmen 

Nachfrage nach Krediten steigt seitens der Unternehmen

Herausforderungen für die Unternehmensfinanzierung


Kurzfassung

Konjunkturelle Entwicklungen in Deutschland 

Jahresstart im Stottergang

Die deutsche Wirtschaft ist im „Stottergang“ in das Jahr 2022 gestartet. Die Industrieproduktion hat – trotzt spürbarer Materialengpässe – zum Jahresbeginn leicht zugelegt, und das Dienstleistungsgewerbe konnte teilweise von den Lockerungen der Corona-Restriktionen profitieren. weiterlesen

Die prognostizierte Sommererholung fällt aus

Die Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung im weiteren Jahresverlauf haben sich in den letzten Wochen kontinuierlich verschlechtert. In einigen Dienstleistungsbereichen (insbesondere Touristik und Freizeit) wird zwar weiterhin mit gewissen pandemiebedingten Nachholeffekten gerechnet. weiterlesen

Prognosen für 2022 im Abwärtstrend

Vor diesem Hintergrund wurden die Konjunkturprognosen für das laufende Jahr in den letzten Monaten teilweise kräftig nach unten revidiert. In Deutschland ist aus heutiger Sicht inzwischen nur noch mit einem BIP-Wachstum von 1,5 % bis 2 % zu rechnen. weiterlesen

Preisdruck bleibt erhöht 

Nach einer ersten Schätzung ist die Inflationsrate in Deutschland im Mai 2022 mit 7,9 % auf den höchsten Stand seit mehr als 48 Jahren (Dezember 1973) gestiegen. Im gesamten Euroraum lag sie vorläufigen Zahlen zufolge im Mai 2022 bei 8,1 %. weiterlesen

EZB sollte Negativzinspolitik vor der Sommerpause beenden

Die EZB hat auf das fundamental geänderte Preisumfeld bislang sehr zögerlich reagiert und an der Negativzinspolitik festgehalten. Das ist nicht ohne Risiko: Es fehlen deutliche Stabilitätssignale für die Tarifparteien und es drohen weitere Risikozuschläge bei den Kapitalmarktzinsen oder beim Wechselkurs. weiterlesen

Lage der Unternehmen und deren Finanzierung

Nicht nur die makroökonomischen Auswirkungen sowohl des Krieges als auch der anhaltenden Corona-Effekte (v. a. China) sind beträchtlich. weiterlesen

Betroffenheit der Unternehmen nimmt zu…

Auf die von vielen Unternehmen an sich recht solide überstandene zwei Pandemiejahre folgen nun nahtlos die unberechenbaren Effekte des Krieges: steigende Energiepreise, Rohstoffengpässe und zumindest temporär verschlossene Produktions- und Absatzmärkte, gekoppelt mit Unsicherheiten eines drohenden Gas- und Ölembargos bzw. -lieferstopps. weiterlesen

… auch wenn dies nicht in einem Anstieg der Insolvenzen ablesbar ist

Gleichwohl ist aktuell kein Anstieg von Unternehmensinsolvenzen zu verzeichnen. Im Gegenteil: Nach wie vor liegen bei Unternehmen die Insolvenzen deutlich unter dem Vorkrisenniveau, auch wenn zuletzt (Stand März 2022) ein Anstieg bei den beantragten Regelinsolvenzen zu verzeichnen war. weiterlesen

Stützungsmaßnahmen sollen das Schlimmste verhindern

Am 8. April 2022 hat die Bundesregierung – parallel zu Entlastungspaketen für Ver-braucher aufgrund hoher Energie- und Benzinkosten – ein Schutzschild für die vom Krieg betroffenen Unternehmen angekündigt, bestehend aus fünf Bausteinenweiterlesen

Rolle der Banken bei Sanktionen

Als Reaktion auf Russlands Invasion der Ukraine haben die G7 unmittelbar nach Kriegsausbruch weitreiche Sanktionen gegen Russland und auch Belarus vereinbart. Der politische Gleichlauf, der Umfang und die Geschwindigkeit immer weiterer Sanktionen senden ein deutliches Signal an Russland. weiterlesen

Kreditvergabe und -bedingungen für Unternehmen 

Pauschal lässt sich aus Befragungen von Unternehmen und Banken zwar ableiten, dass in der ersten Jahreshälfte 2022 mit einer zunehmenden Kreditnachfrage gerechnet wird, doch variieren diese Einschätzungen deutlich und sind gleichermaßen von einer hohen Wachsamkeit bzw. Unsicherheit geprägt. weiterlesen

Nachfrage nach Krediten steigt seitens der Unternehmen

Unternehmensseitig zieht laut aktueller KfW-ifo Kredithürde insbesondere die mittel-ständische Kreditnachfrage an, wenngleich auf niedrigem Niveau. Große Unternehmen scheinen augenblicklich noch zurückhaltender zu sein, da entweder (noch) keine Liquiditätsengpässe bestehen, andere Instrumente präferiert werden oder aber der Zugang zu Krediten als schwieriger bzw. unattraktiver betrachtet wird. weiterlesen

Herausforderungen für die Unternehmensfinanzierung

Die in den letzten drei Monaten gefällten politischen Entscheidungen (u. a. geplanter vollständiger Verzicht auf russische fossile Energie, Isolation des russischen Import-/Exportmarktes) werden vermutlich zu dauerhaften Veränderungen in der deutschen Wirtschaft – und nicht nur in Bezug auf Russland – führen. weiterlesen