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Schockanrufe: KI macht die Betrugsmasche glaubwürdiger

Kathleen Altmann
Kathleen Altmann

„Mama, ich hatte einen Unfall. Ich brauche sofort Geld!“ Wenn Sie am Telefon unerwartet die Stimme Ihres Kindes in Not hören, setzt Sie das sofort unter Druck – ein Einfallstor für kriminelle Angriffe. Der Missbrauch künstlicher Intelligenz (KI) bei der Erstellung von Stimmen kann solche betrügerischen Anrufe auf ein neues Level heben. Die gute Nachricht: Mit ein paar Tipps können Sie sich schützen.

Mit der Weiterentwicklung der KI-Technologie wird es zunehmend schwieriger, betrügerische Anrufe sofort zu durchschauen. Denn: Die Stimmen von Verwandten oder Freunden können damit täuschend echt imitiert werden. Als Angerufener kann man mittlerweile den Unterschied kaum feststellen. Hinzu kommt der Überraschungseffekt, der das Opfer dazu verleitet, sofort zu handeln und möglicherweise das Geld gleich zu überweisen. Oft bleiben die Opfer auf dem finanziellen Schaden sitzen.

KI wird mit Tonaufnahmen trainiert

An die Stimmen kommen die Kriminellen zum Beispiel durch Schadsoftware, mit der sie sich Zugang zu Smartphones oder Tablets verschaffen, um beispielsweise Gespräche aufzuzeichnen. Auch Aufnahmen auf Social-Media-Plattformen oder Sprachnachrichten in Messenger-Diensten können für kriminelle Zwecke missbraucht werden. Diese nutzen sie entweder direkt oder trainieren damit die KI-Anwendungen. Für ein solches Training von KI-Systemen werden nur wenige Minuten Audiomaterial im Original benötigt.

Eine mögliche Zukunft dieser Betrugsmasche könnten Videoanrufe mit ähnlichem Inhalt sein. Hierbei könnten Kriminelle KI-Technologien nutzen, um neben der Stimme auch Mimik und Gestik zu fälschen, also sogenannte Deep Fakes einsetzen. Dazu werden beispielsweise Videoaufnahmen als Vorlage verwendet und lippensynchron aufbereitet.

Bei solchen Anrufen sind Sie aber nicht machtlos. Ein erster Schritt ist, sich über die aktuellen Betrugsmaschen informiert zu halten. Immer mehr Smartphones bieten zudem inzwischen die Möglichkeit, Anrufe von unbekannten Nummern vor dem Abheben zu identifizieren. Das Gerät fordert den Anrufer dann auf, seinen Namen und den Grund des Anrufs anzugeben.

Diese Informationen werden dann auf dem Bildschirm angezeigt, sodass Sie entscheiden können, ob Sie den Anruf annehmen oder ablehnen möchten. Solche Funktionen können helfen, unerwünschte Anrufe zu reduzieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass wichtige Gespräche nicht übersehen werden.

Darüber hinaus gilt:

  • Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen! Rufen Sie den vermeintlichen Anrufer unter der Ihnen bekannten Nummer zurück.
  • Achten Sie auf kleine Unstimmigkeiten in der Stimme oder abgehackte Wörter. Achten Sie auch auf die individuellen Besonderheiten in der Aussprache, beispielweise ein bestimmter Dialekt, ein Akzent oder Wörter, die die Ihnen bekannte Person üblicherweise verwendet, oder eben nicht.
  • Wichtig: Vereinbaren Sie ein Familienpasswort! Das sollte ein Codewort sein, das jedes Familienmitglied kennt und das am Telefon abgefragt werden kann. 
  • Alternativ kann am Telefon auch eine Frage gestellt werden, die der Anrufer nur beantworten kann, wenn er tatsächlich das betreffende Familienmitglied ist.
  • Das Wissen um die Möglichkeit eines solchen Angriffs hilft dabei, wachsam zu sein. Sprechen Sie daher mit Ihren Angehörigen und Freunden und informieren Sie sie über diese Betrugsszenarien. 
Kathleen Altmann

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Pressesprecherin

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