Hohe Mieten haben Folgen für den Arbeitsmarkt
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Die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung in deutschen Großstädten ist für viele Menschen zu einer frustrierenden Erfahrung geworden: Immer mehr Bewerber kommen auf immer weniger Wohnungen, die für Normalverdienende überhaupt noch erschwinglich sind. Deswegen wundert es nicht, dass neun von zehn Berufstätigen der Meinung sind, es sei in den Metropolen reine Glückssache, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Rund acht von zehn Großstadtbewohnern finden, dass sich in den Städten eigentlich nur noch Topverdienende eine Wohnung leisten können.
Dies sind Ergebnisse aus der Untersuchung „Wohnungsnot in deutschen Großstädten und die Folgen für den Arbeitsmarkt“, die von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC in Auftrag gegeben wurde. Befragt wurden 4.000 Berufstätige zwischen 18 und 65 Jahren aus zwölf deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern (Berlin, Bremen, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Nürnberg, Stuttgart und München).
München vor Frankfurt und Berlin
Die Ergebnisse ähneln denen, die bereits im vergangenen Jahr ermittelt wurden: Wie bei der Vorjahresbefragung zeigen sich zwei Drittel der Stadtbewohner mit den Mietpreisen, den Kosten für Wohneigentum und der Anzahl an freien Mietwohnungen in ihrer Region unzufrieden. Mit 91 Prozent befürchtet auch eine deutliche Mehrheit weiter steigende Mietpreise in den kommenden fünf Jahren. Das sich dahinter keine Einbildung verbirgt, belegen Zahlen von Statista: Deutschlandweit sind die Mieten seit 2020 jährlich im Schnitt um 8,6 Prozent gestiegen. Mit einem Quadratmeterpreis von 22 Euro müssen Mieterinnen und Mieter in München besonders tief in die Tasche greifen. Auf Platz 2 steht Frankfurt am Main (19 Euro), dicht gefolgt von Berlin (18 Euro).
Der Titel der Studie deutet es schon an: Die komplizierte Lage auf dem Wohnungsmarkt hat auch Folgen für den Arbeitsmarkt und kann das Problem des Fachkräftemangels weiter verschärfen. So sagen 82 Prozent der Befragten, dass die aktuelle Wohnraum- und Mietsituation dazu führe, dass Unternehmen nur schwer Fachkräfte finden und halten können. In den Regionen München und Berlin bestätigen dies sogar 88 Prozent. Rund zwei Drittel beobachten den Fachkräftemangel beim eigenen Arbeitgeber.
Jobwechsel wegen hoher Mieten
Ein gutes Drittel der Befragten (35 Prozent) hat angesichts der hohen Mieten schon selbst einmal einen Wohnort- und damit verbunden einen Jobwechsel in Betracht gezogen. Und eine(r) von zehn Erwerbstätigen hat gar selbst die Arbeitsstelle aus diesem Grund an den Nagel gehängt. Jüngere Menschen sind dabei laut der Studie deutlich wechselwilliger als ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen: Bei den 18- bis 34-Jährigen hat fast jede(r) Fünfte (18 Prozent) bereits den Job wegen zu hoher Mieten gewechselt; weitere 43 Prozent haben darüber nachgedacht. Wenn Erwerbstätige einen berufsbedingten Umzug in Erwägung ziehen, sind für 58 Prozent bezahlbare Mieten mitausschlaggebend – vor der Länge des Arbeitsweges (44 Prozent). Drei Viertel (76 Prozent) würden einen Job ablehnen, wenn die Mieten am neuen Arbeitsort „viel höher“ sind als am bisherigen.
Viele Menschen machen die Wohnungspolitik der vergangenen Jahre verantwortlich für den Mangel an bezahlbarem Wohnraum in den Metropolen: 48 Prozent sind der Meinung, die öffentliche Hand habe zu spät auf das Problem reagiert; 46 Prozent finden, dass sie sich zu wenig um den sozialen Wohnungsbau kümmere, insbesondere in Berlin ist man dieser Meinung (56 Prozent). Aber auch die Gentrifizierung und ein Fokus beim Bauen im Luxussegment ist für 41 Prozent der Befragten ein Problem, insbesondere in Düsseldorf, wo dieser Wert bei 47 Prozent liegt.