Osthandel treibt deutsche Wirtschaft an
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Laut Ostausschuss der Deutschen Wirtschaft gewinnt der deutsche Osthandel weiter an Zugkraft für die gesamte deutsche Wirtschaft. Aktuellen Zahlen zufolge stieg der deutsche Export in 29 Länder Mittel- und Osteuropas sowie Zentralasiens in den ersten sechs Monaten 2025 um 2,2 Prozent auf 144 Milliarden Euro. Die große Bedeutung der Wachstumsimpulse aus dem Osthandel für die deutsche Konjunktur wird daran deutlich, dass die deutschen Exporte im ersten Halbjahr insgesamt leicht gesunken sind – um 0,1 Prozent auf 786 Milliarden Euro. Der gesamte Außenhandel mit den 29 Staaten, also Exporte und Importe zusammengerechnet, betrug im ersten Halbjahr 275 Milliarden Euro.
Rekorde im Handel mit Polen
Im Detail fielen die Handelsergebnisse unterschiedlich aus. Einen starken Zuwachs gab es vor allem im deutsch-polnischen Handel, hier kletterte das Volumen um 4,6 Milliarden Euro auf den Rekordwert von über 90 Milliarden Euro. Damit liegt Polen als fünftwichtigster Handelspartner Deutschlands nur noch knapp hinter Frankreich (92,6 Milliarden Euro). Wichtigste Wirtschaftspartner blieben im ersten Halbjahr die USA, vor China und den Niederlanden, wobei die deutschen Exporte nach Polen (49,4 Milliarden Euro) die Exporte nach China (41,4 Milliarden Euro) bereits deutlich übertreffen.
Probleme mit Ungarn
Ebenfalls sehr positiv entwickelte sich im ersten Halbjahr der deutsche Handel mit der Tschechischen Republik, der um 3,4 Prozent auf 57,8 Milliarden Euro zulegen konnte. Dabei wuchs der deutsche Export hier um 1,6 Prozent auf 26,6, Milliarden Euro, während der deutsche Import aus Tschechien um 5 Prozent auf 31,2 Milliarden anstieg. Der deutsche Handel mit Ungarn hingegen leidet zunehmend unter wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Regierung in Budapest, die ausländische Unternehmen diskriminieren. Entsprechend ging das Handelsvolumen um 3,7 Prozent auf 33,4 Milliarden Euro (-3,7 Prozent) zurück. Allein die deutschen Exporte nach Ungarn schrumpften dabei um rund eine Milliarden Euro (-6,2 Prozent).
Ukraine und Russland
Sehr stark wuchs das Geschäft wiederum mit der Ukraine, wobei Exporte und Importe auseinanderliefen. Während die deutschen Ausfuhren in das von Russland attackierte Land im ersten Halbjahr um über eine Milliarde Euro oder umgerechnet 30 Prozent auf nun 4,6 Milliarden Euro zulegten, sanken die ukrainischen Exporte nach Deutschland leicht um 70 Millionen auf 1,52 Milliarden Euro. Die deutsche Wirtschaft engagiere sich darüber hinaus aber mit materieller Hilfe, Know-how und Investitionen in der Ukraine, wird der Ostausschuss zitiert. Eine große Bedeutung kommt dabei den Investitionsgarantien des Bundes zu, mit denen die Investitionen abgesichert werden: Laut Bundeswirtschaftsministerium wurden im ersten Halbjahr sieben neue Projekte über 250 Millionen Euro genehmigt, 31 weitere seien in Vorbereitung.
Gravierend sind weiterhin die Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine für die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen. Im ersten Halbjahr 2025 ging der bilaterale Handel erneut um fast 13 Prozent zurück. Unter den 29 Osthandelsländern ist Russland nunmehr auf Platz 12 abgerutscht, und wurde dabei von Serbien, Kroatien und Litauen überholt. Im ersten Halbjahr bezog Deutschland nur noch Waren im Wert von 667 Millionen Euro aus Russland (-37 Prozent), vornehmlich Düngemittel und Metalle. Exportiert wurden Waren im Wert von 3,5 Milliarden Euro (-6 Prozent), hier lag der Schwerpunkt auf Medikamenten und Medizintechnik und anderen humanitären Gütern, die von Sanktionen ausgenommen sind.