Bankenpräsident Sewing: „Komplexität bremst Europa, wir brauchen Mut zur Vereinfachung“

Im Rahmen der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington hat der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken, Christian Sewing, für eine vereinfachte und wettbewerbsfähige Bankenregulierung in Europa geworben. Er betonte, dass die regulatorischen Rahmenbedingungen der entscheidende Faktor dafür seien, ob europäische Banken im globalen Wettbewerb bestehen können.
„Europa darf sich bei der Umsetzung internationaler Standards nicht selbst benachteiligen“, sagte Sewing und nannte als ein Beispiel die Diskussion um schärfere Eigenkapitalregeln, die in den USA voraussichtlich nicht eingeführt werden. „Hier geht es nicht nur um mögliche Wettbewerbsnachteile für europäische Banken, sondern vor allem um ausreichende Finanzierungsmöglichkeiten für die Wirtschaft.“
Er hob hervor, dass die Verschärfungen der Finanzaufsicht und Regulierung in Europa nach der Finanzkrise für deutlich mehr Stabilität gesorgt hätten. Nun müsse es darum gehen, übermäßige Komplexität und Doppelstrukturen abzubauen und Regulierung effizienter zu gestalten. „Wir sollten bestehende Vorgaben nicht weiter verkomplizieren, sondern vereinfachen, wo es möglich ist. Und das ohne Abstriche bei Stabilität und Sicherheit. Nur so schaffen wir Spielraum für mehr Wachstum und Investitionen in Europa“, erklärte Sewing.
Sewing begrüßte, dass die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Banken zunehmend in den politischen Fokus rückt. Entscheidend sei nun, dass Politik und Aufsicht diesen Kurs gemeinsam entschlossen fortsetzen. Denn der Blick auf die USA und Großbritannien zeige, dass andere Standorte bereits aktiv Schritte in Richtung Erleichterungen und Vereinfachungen gehen.
Zugleich verwies der Bankenpräsident auf die strategische Bedeutung einer starken europäischen Finanzindustrie: „Ein wettbewerbsfähiger Finanzsektor ist eine Voraussetzung für wirtschaftliche Stärke und strategische Unabhängigkeit Europas. Wenn wir unseren Finanzplatz stärken, stärken wir Europa insgesamt.“

Kontakt
Thomas Schlüter
Bereichsleiter Kommunikation